Metformin: das beste orale Antidiabetikum
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 32
, Nummer 12, PK806
Redaktionsschluss: 21. März 2011
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2010.806 - PDF-Download der Printversion dieser pharma-kritik Nummer
Gemäss einer bis im Dezember 2010 nachgeführten systematischen Übersicht von (in englischer Sprache veröffentlichten) Vergleichsstudien ist Metformin (Glucophage® u.a.) bei Typ-2-Diabetes nach wie vor das Mittel der ersten Wahl.
Grund der vorliegenden Arbeit war die Tatsache, dass heute zwar zahlreiche Antidiabetika zur Verfügung stehen, ihr relativer Wert jedoch schlecht definiert ist. Dabei ergab sich allerdings, dass nur sehr beschränkt Daten zur langfristigen klinischen Wirksamkeit vorhanden sind. Aussagen zur Wirksamkeit basieren fast immer auf der Wirkung auf das glykosylierte Hämoglobin (HbA1c) und in dieser Hinsicht ergibt eine Monotherapie mit einem beliebigen Antidiabetikum ein weitgehend identisches Resultat.
Im Vergleich mit verschiedenen anderen Antidiabetika können die folgenden Eigenschaften von Metformin als vorteilhaft bezeichnet werden: Gewichtsneutralität oder -abnahme, Senkung der LDL-Cholesterinwerte, geringes oder fehlendes Hypoglykämie-Risiko. Metformin verursacht jedoch gelegentlich Durchfall. Das Hypoglykämie-Risiko ist besonders bei den Sulfonylharnstoffen ausgeprägt. Die wichtigsten Risiken der Glitazone – von denen heute in Europa nur noch Pioglitazon (Actos®) verfügbar ist – bestehen im erhöhten Risiko einer Herzinsuffizienz und von Frakturen.
Zu den sogenannten Gliptinen, nämlich Saxagliptin (Onglyza®), Sildagliptin (Januvia®, Xelevia®) und Vildagliptin (Galvus®), sowie zu den Inkretinmimetika (Exenatid [Byetta®] und Liraglutid [Victoza®]) sind noch wenig vergleichende Daten vorhanden. Verschiedene Zweierkombinationen, bei denen in der Regel Metformin eines der Medikamente war, senkten das HbA1c gegenüber der Monotherapie zusätzlich um etwa 1%.
Kommentar
Die vorliegende Übersicht bringt keine wirklich neuen Erkenntnisse, bestätigt jedoch die wichtige Tatsache, dass es keine guten Gründe gibt, weshalb wir Personen mit Typ-2-Diabetes nicht primär mit Metformin behandeln sollten. Einzig bei einer deutlichen Einschränkung der Nierenfunktion (Plasmakreatinin über 150 mcmol/l) soll auf Metformin verzichtet werden. Zu allen anderen Medikamenten – natürlich auch, hier nicht untersucht, zu den verschiedenen Insulinen – sind grössere Vorbehalte anzubringen. Bei den neueren Substanzgruppen, also den Gliptinen und den Inkretinmimetika, existieren zwar berechtigte Hoffnungen, aber auch mehr Fragezeichen als bei den schon länger bekannten Antidiabetika.
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