Verhindert Phenprocoumon Schlaganfälle besser als NOACs?
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 42
, Nummer 6, PK1138
Redaktionsschluss: 3. April 2021 - PDF-Download der Printversion dieses Artikels
Bei der Behandlung des Vorhofflimmerns werden auch in der Schweiz und in Deutschland statt Phenprocoumon (Marcoumar®) mehr und mehr die neuen oralen Antikoagulantien («non-vitamin K antagonist oral anticoagulants», NOACs) eingesetzt. Alle NOACs wurden jedoch fast ausschliesslich mit Warfarin, dem weltweit gebräuchlichsten Vitamin-K-Antagonisten, verglichen. Es ist daher ungenügend geklärt, wie sich Vor- und Nachteile (besonders die Schlaganfall-Prophylaxe und das Blutungsrisiko) von Phenprocoumon von denjenigen der NOACs unterscheiden. In Deutschland stehen die Verschreibungsdaten der grossen Mehrheit der Bevölkerung zur Verfügung. In einer retrospektiven Analyse der Aufzeichnungen zwischen 2010 und 2017 wurden diese Daten für Personen mit einem Vorhofflimmern (n=837'430) mit dem Auftreten eines Schlaganfalls oder einer grösseren nicht-traumatischen Blutung in Verbindung gebracht. Unter NOACs traten gesamthaft mehr Schlaganfälle auf als unter Phenprocoumon («Hazard Ratio» HR 1,32, 95%-Vertrauensintervall 1,29-1,35). Das Blutungsrisiko war dagegen mit einer HR von 0,89 unter NOACs kleiner als unter Phenprocoumon. Daten für die einzelnen NOACs sind aufgrund der sehr unterschiedlichen Verschreibungshäufigkeit schwierig interpretierbar. Die Studie kommt zum Schluss, bei Vorhofflimmern sei Phenprocoumon möglicherweise vorzuziehen.
Retrospektive Analysen dieser Art lassen natürlich keine sicheren Schlüsse zu. Dennoch bleibt die Frage offen, ob hier nicht eine vergleichsweise kostengünstige und bewährte Therapie (Phenprocoumon) durch eine «profitablere», aber nicht wirklich bessere Behandlung verdrängt wird.
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