Brustkrebs als Folge der Hormonsubstitution nach der Menopause
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 32
, Nummer 9, PK792
Redaktionsschluss: 14. Februar 2011
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2010.792 - PDF-Download der Printversion dieser pharma-kritik Nummer
In der britischen «Million Women Study» wurde bekanntlich – wie in der amerikanischen «Women’s Health Initiative» – unter einer Hormonsubstitution ein erhöhtes Brustkrebsrisiko gefunden.(1) Bei der «Million Women Study» handelt es sich um eine sehr grosse Kohortenstudie zur Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen der Hormonsubstitution. Neu wurden nun die Daten aller Frauen ohne Krebsanamnese im Hinblick auf den Zeitpunkt einer Hormonsubstitution analysiert. Gesamthaft bestätigte diese Analyse das erhöhte Brustkrebsrisiko: Im Vergleich mit Frauen, die nie Hormone erhalten hatten, betrug bei Frauen, die aktuell mit Hormonen behandelt wurden («current users») das relative Brustkrebsrisiko 1,68 (95%-Vertrauensintervall 1,64 – 1,72). Alle Arten von Hormonsubstitution – auch von Tibolon (Livial®) – führten zu einem erhöhten Risiko; unter einer Östrogen-Monotherapie war es allerdings am geringsten. Bei Frauen, die in der Vergangenheit Hormone erhalten hatten, konnte vier Jahre nach dem Stopp der Hormontherapie kein erhöhtes Risiko mehr gefunden werden.
Einzig bei Frauen, die erst mindestens 5 Jahre nach der Menopause mit einem reinen Östrogen-Präparat behandelt wurden, fand sich nur ein geringes, nicht-signifikant erhöhtes Brustkrebsrisiko (1,05, 95%-Vertrauensintervall 0,89 – 1,24). Auch wenn kombinierte Östrogen-Gestagen-Präparate verwendet wurden, war das Risiko kleiner, sofern die Behandlung erst mindestens 5 Jahre nach der Menopause begonnen wurde; aber auch für diese Frauen handelt es sich um ein signifikantes Risiko (1,53, 95%-Vertrauensintervall 1,38 – 1,70)(2)
Kommentar
Leider ist es ja so, dass die Beschwerden in den ersten Jahren nach der Menopause besonders ausgeprägt sind – ausgerechnet dann, wenn eine Substitution das grösste Risiko darstellt. Fünf Jahre, nachdem die Menopause eingetreten ist, besteht nur noch bei sehr wenigen Frauen ein dringendes Therapiebedürfnis. Die mit der Hormonsubstitution verbundenen Risiken sind heute so eindeutig dokumentiert und die meisten der einst propagierten zusätzlichen Vorteile so gründlich widerlegt, dass eine Hormonsubstitution zur Symptomlinderung nur dann in Frage kommt, wenn eine Frau sehr genau über die Risiken informiert und bereit ist, diese in Kauf zu nehmen. Auch dann gilt weiterhin, dass die möglichst kleinste Dosis für eine möglichst kurze Zeit verabreicht werden soll.
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