pharma-kritik
Surrogatendpunkte
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 43
, Nummer 5, PK1182
Redaktionsschluss: 21. Dezember 2021
Surrogatendpunkte
Nach Duden entspricht der Begriff «Surrogat» einem behelfsmässigen, nicht vollwertigen Ersatz eines Wertes. Ich denke, dass wir uns dies häufiger vergegenwärtigen sollten, wenn wir unsere Therapie auf Surrogatendpunkte abstützen. Manchmal ist uns wohl gar nicht bewusst, dass es sich bei einer «Evidenz-basierten» Intervention um etwas handelt, das lediglich zu dokumentierten Veränderungen eines Surrogatendpunktes führt.
Die in klinischen Studien verwendeten Surrogatendpunkte können allerdings in einzelnen Fällen einen guten und verlässlichen Ersatz von «echten» klinischen Endpunkten darstellen. Vielleicht das beste Beispiel für ein solches SuperSurrogat ist die Veränderung des Blutdrucks. So gibt es heute gute Hinweise darauf, dass kardiovaskuläre (also «echte») Endpunkte weitgehend durch das Ausmass der Blutdrucksenkung beeinflusst werden – welches Antihypertensivum zum Einsatz gelangt, ist in vielen Fällen von untergeordneter Bedeutung. Denkt man an andere Surrogatendpunkte, wie sie z.B. bei Krankheiten im Bereich der Pneumologie oder der Rheumatologie verwendet werden, dann sieht es anders aus: hier ist der Abstand zwischen «Surrogat» und «echt» deutlich grösser. Für besonders problematisch halte ich Endpunkte, die lediglich der Veränderung eines Punktewertes auf einer aus verschiedenen Symptomen gebildeten Skala entsprechen. So werden z.B. Antidepressiva aufgrund solcher Punktwerte als «signifikant» wirksam taxiert – in welchem Ausmass dies ihrer tatsächlichen Wirksamkeit entspricht, ist jedoch fraglich.
Die beiden neuen Lipidsenker, die in dieser Nummer vorgestellt werden, sind hinsichtlich der Reduktion von LDLCholesterin – einem typischen Surrogatendpunkt – wirksam. Nun besteht jedoch nicht einmal für die generell als wirksam anerkannten Statine eine unumstrittene Sicherheit, dass ihre vorteilhafte Wirkung ausschliesslich der LDLC-Senkung zuzuschreiben sei. Mit anderen Worten: es könnte sein, dass ihre günstige Auswirkung auf kardiovaskuläre Komplikationen noch anderen Mechanismen zu verdanken ist.
Bei jedem neuen Wirkstoff stellt sich zudem
Nach Duden entspricht der Begriff «Surrogat» einem behelfsmässigen, nicht vollwertigen Ersatz eines Wertes. Ich denke, dass wir uns dies häufiger vergegenwärtigen sollten, wenn wir unsere Therapie auf Surrogatendpunkte abstützen. Manchmal ist uns wohl gar nicht bewusst, dass es sich bei einer «Evidenz-basierten» Intervention um etwas handelt, das lediglich zu dokumentierten Veränderungen eines Surrogatendpunktes führt.
Die in klinischen Studien verwendeten Surrogatendpunkte können allerdings in einzelnen Fällen einen guten und verlässlichen Ersatz von «echten» klinischen Endpunkten darstellen. Vielleicht das beste Beispiel für ein solches SuperSurrogat ist die Veränderung des Blutdrucks. So gibt es heute gute Hinweise darauf, dass kardiovaskuläre (also «echte») Endpunkte weitgehend durch das Ausmass der Blutdrucksenkung beeinflusst werden – welches Antihypertensivum zum Einsatz gelangt, ist in vielen Fällen von untergeordneter Bedeutung. Denkt man an andere Surrogatendpunkte, wie sie z.B. bei Krankheiten im Bereich der Pneumologie oder der Rheumatologie verwendet werden, dann sieht es anders aus: hier ist der Abstand zwischen «Surrogat» und «echt» deutlich grösser. Für besonders problematisch halte ich Endpunkte, die lediglich der Veränderung eines Punktewertes auf einer aus verschiedenen Symptomen gebildeten Skala entsprechen. So werden z.B. Antidepressiva aufgrund solcher Punktwerte als «signifikant» wirksam taxiert – in welchem Ausmass dies ihrer tatsächlichen Wirksamkeit entspricht, ist jedoch fraglich.
Die beiden neuen Lipidsenker, die in dieser Nummer vorgestellt werden, sind hinsichtlich der Reduktion von LDLCholesterin – einem typischen Surrogatendpunkt – wirksam. Nun besteht jedoch nicht einmal für die generell als wirksam anerkannten Statine eine unumstrittene Sicherheit, dass ihre vorteilhafte Wirkung ausschliesslich der LDLC-Senkung zuzuschreiben sei. Mit anderen Worten: es könnte sein, dass ihre günstige Auswirkung auf kardiovaskuläre Komplikationen noch anderen Mechanismen zu verdanken ist.
Bei jedem neuen Wirkstoff stellt sich zudem
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Surrogatendpunkte (21. Dezember 2021)
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
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pharma-kritik, 43/No. 5
PK1182
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