Depressions-Früherkennung in der Grundversorgung
- a -- Arroll B, Khin N, Kerse N. Screening for depression in primary care with two verbally asked questions: cross sectional study. BMJ 2003 (15. November); 327: 1144-6 [Link]
- Zusammenfassung: Linda Nartey
- Kommentar: Lucas M. Bachmann
- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 1. April 2004 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die diagnostische Wertigkeit von anamnestischen Angaben ist selten Gegenstand von Studien. In dieser Querschnittstudie wurde geprüft, ob zwei mündlich gestellte Fragen für Grundversorger als nützliches Screening-Instrument für eine Depression dienen können.
Methoden
15 zufällig ausgewählte Ärztinnen und Ärzte aus Auckland (Neuseeland) stellten allen Personen in der Sprechstunde die beiden Fragen «Haben Sie sich in den letzten Monaten häufig bedrückt gefühlt?» und «Litten Sie in den vergangenen Monaten häufig darunter, dass Sie kein Interesse und keine Freude daran zu hatten, etwas zu unternehmen?» Wenn eine oder beide Fragen positiv beantwortet wurden, galt das Screening als positiv. Als Referenztest (Goldstandard) diente eine validierte ausführliche Befragung.
Ergebnisse
670 Personen wurden eingeladen, an der Studie teilzunehmen. 476 willigten ein und von 421 konnten die Daten ausgewertet werden. Die Prävalenz der Depression betrug 6%. Die hohe Sensitivität von 97% (95% CI 83-99%) war von einer hohen Anzahl falsch positiver Befunde begleitet (Spezifität 67%, 95% CI 62-72%). Ein positives Testresultat erhöhte die Vortestwahrscheinlichkeit von 6% auf lediglich 18% («Likelihood Ratio» von 2,9 für ein positives Testresultat). Andererseits reduzierte ein negatives Testresultat wegen der hohen Sensitivität die Wahrscheinlichkeit einer Depression von 6% auf 1% («Likelihood Ratio» von 0,05 für ein negatives Testresultat).
Schlussfolgerungen
Diese beiden Fragen können wegen ihrer Einfachheit und ihrer ausgezeichneten Sensitivität in der Primärversorgung als Screening-Instrument zum Ausschluss einer Depression dienen. Wegen der mässigen Spezifität muss bei geringer Prävalenz der Depression mit einer grossen Anzahl falsch-positiver Testergebnisse gerechnet werden.
Zusammengefasst von Linda Nartey
Diese Studie quantifiziert den Wert von einfach zugänglicher Information, wie sie durch eine kurze strukturierte Befragung verfügbar wird. Besonders in der Grundversorgung sind Kenntnisse über den diagnostischen Wert von solchen anamnestischen Angaben von grosser Bedeutung. Wir müssen uns jedoch im Klaren sein, dass ein Screening nur dann sinnvoll ist, wenn es eine frühzeitigere Behandlung und eine Minderung der Symptome bewirkt und so tatsächlich die Lebensqualität verbessert. Diesen Nachweis bleiben uns die Autoren schuldig. Zudem sind die Charakteristika der Probandinnen und Probanden nicht beschrieben: es bleibt somit unklar, ob diese Resultate für die Grundversorgerpraxis in der Schweiz relevant sind. Ein Replikation der Studie unter Berücksichtigung von klinisch relevanten Endpunkten in der Schweiz wäre wünschenswert!
Lucas M. Bachmann
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