Bescheidener Nutzen von Hyaluronsäure bei Gonarthrose

  • m -- Lo GH, LaValley M, McAlindon T et al. Intra-articular hyaluronic acid in treatment of knee osteoarthritis: a meta-analysis. JAMA 2003 (17. Dezember); 290: 3115-21 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 3
    Publikationsdatum: 1. März 2004
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Studienziele
Bei einer Gonarthrose werden intraartikuläre Hyaluronsäurepräparate eingesetzt. Das Molekulargewicht dieser Präparate kann niedrig (z.B. Ostenil®) oder hoch (Synvisc®) sein. Ihre Wirksamkeit ist jedoch bis heute umstritten. In der vorliegenden Metaanalyse werden die Resultate der placebokontrollierten Studien zu dieser Anwendung zusammengefasst.

Methoden
Mit einer systematischen Literatursuche wurden Einfach- oder Doppelblindstudien gesucht, in denen Hyaluronsäure 1mal wöchentlich während mindestens 3 Wochen ins Kniegelenk injiziert und mit Placebo verglichen wurde. Für die Berechnung der Effektgrösse wurde die Abnahme der Schmerzen in 1 bis 4 Monaten nach Beginn der Therapie genommen. Eine Effektgrösse zwischen 0,2 und 0,5 wurde als kleiner Effekt (vergleichbar mit dem Effekt von nichtsteroidalen Antirheumatika gegenüber Paracetamol), ein Wert über 1,0 als grosser Effekt definiert (vergleichbar mit einer Kniegelenksersatzoperation).

Ergebnisse
Von den gefundenen 57 Studien (die meisten waren von der Industrie gesponsert) erfüllten 22 die Einschlusskriterien. Zusammengefasst fand sich ein kleiner, aber signifikanter Nutzen (Effektgrösse 0,32). Wegen Heterogenität der Studienresultate mussten aber 3 Studien mit hochmolekularer Hyaluronsäure von der Metaanalyse ausgeschlossen werden, was den Effekt der Intervention weiter reduzierte (Effektgrösse von 0,19). Es fanden sich ausserdem Hinweise auf einen relevanten Publikationsbias, weshalb die Resultate mit Vorsicht zu interpretieren sind. In zwei von den drei Studien mit hochmolekularer Hyaluronsäure wurde ein grosser Therapieffekt (Effektgrösse über 1,0) beobachtet, während die dritte Studie praktisch keine Wirkung zeigte.

Schlussfolgerungen
Aufgrund der vorliegenden Studien scheint intraartikulär verabreichte Hyaluronsäure gegenüber Placebo einen kleinen therapeutischen Nutzen aufzuweisen. Die Behandlung mit hochmolekularer Hyaluronsäure ist möglicherweise wirksamer, wegen widersprüchlicher Studienresultate kann deren Nutzen heute noch nicht abschliessend beurteilt werden.

Zusammengefasst von Thomas Koch

Der Effekt der Hyaluronsäure wird in dieser methodologisch sauberen Metaanalyse als gering beurteilt: die gepoolte Effektgrösse für eine Schmerzreduktion betrug 0,32 Standardabweichungen. Im Vergleich zu anderen Therapiemodalitäten in der Arthrosebehandlung ist dieser Effekt jedoch durchaus klinisch relevant. So hat z.B. Celecoxib (Celebrex®) im Vergleich zu Placebo eine Effektgrösse von 0,3. Die Möglichkeit eines Publikationsbias und die Tatsache, dass praktisch alle Studien industriegesponsert waren, können jedoch zu einer Überschätzung der Resultate geführt haben. Ob unter Einbezug aller unpublizierten Studien noch ein klinisch relevanter Effekt übrig bleibt, ist unklar. Der indirekte Vergleich innerhalb dieser Metaanalyse lässt vermuten, dass das massgeblich teurere quervernetzte Hylan (Synvisc®) zu einem grösseren Benefit führen könnte als konventionelle Hyaluronsäurepräparate (z.B. Ostenil®). Ob dies tatsächlich so ist, wird in der Schweiz zur Zeit in der industrieunabhängigen randomisierten kontrollierten SVISCOT-Studie geprüft (siehe www.sviscot.ch).

Stephan Reichenbach

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Bescheidener Nutzen von Hyaluronsäure bei Gonarthrose ( 2004)