BNP hilft bei Dyspnoe-Abklärung
- r -- Mueller C, Scholer A, Laule-Kilian K et al. Use of B-type natriuretic peptide in the evaluation and management of acute dyspnea. N Engl J Med 2004 (12. Februar); 350: 647-54 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 5
Datum der Ausgabe: Mai 2004
In dieser randomisierten Studie aus Basel untersuchte man, ob bei Personen, die mit akuter Atemnot in die Notfallstation eingeliefert wurden, durch die Messung des BNP die Hospitalisationszeit und die Kosten beeinflusst werden. 452 Personen wurden in die Studie aufgenommen, bei 225 wurde neben den üblichen diagnostischen Kriterien zusätzlich das BNP mittels Schnelltest gemessen. Von den Kranken mit einer BNP-Messung wurden 75%, von den übrigen 85% hospitalisiert, wobei in der BNP-Gruppe 15% und in der Kontrollgruppe 24% eine Intensivbehandlung benötigten. Die Hospitalisationsdauer betrug in der BNP-Gruppe 8 Tage, in der Kontrollgruppe 11 Tage. In der BNP-Gruppe waren die Kosten um 26% geringer (alle Unterschiede statistisch signifikant). Hinsichtlich der 30-Tages-Mortalität fand sich zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied. Die Bestimmung des BNP bei Personen mit akuter Atemnot verringert sowohl Hospitalisationsdauer als auch -kosten.
Zusammengefasst von Werner Eugster
In diesen drei Studien wird der Wert des «Brain Natriuretic Peptide» bei der Differentialdiagnose der akuten Dyspnoe sowie dessen Wert als prognostischer Faktor belegt. Es bleibt die Frage nach der Umsetzung dieser Erkenntnisse im Praxisalltag. Etablierte Algorithmen, welche das BNP in die Abklärung der akuten Dyspnoe integrieren, sind noch selten. Beim grössten Teil der Kranken braucht es neben der Anamnese, der Klinik und dem Röntgenbild keine zusätzliche Bestimmung des BNP für die Diagnose einer Herzinsuffizienz. Besonders hilfreich dürfte es bei der Weiterabklärung einer Dyspnoe und normalem Röntgenbild sein. Einschränkend ist anzumerken, dass die Schnelltestung für die Praxis noch kaum interessant ist und bei einem externen Grosslabor das Resultat häufig erst anderntags vorliegt. Eine zusätzliche Indikation ist gemäss eigener Erfahrung die Verlaufskontrolle bei Personen mit einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz und stark eingeschränkter Auswurffraktion. Schon mehrfach habe ich gesehen, dass ein BNP-Anstieg deutlich vor der klinischen Verschlechterung auftrat und es ermöglichte, die Therapie frühzeitig anzupassen.
Das BNP als prognostischer Faktor ist interessant, in der Alltagspraxis jedoch noch schwieriger zu interpretieren. Vorstellbar wäre zum Beispiel, bei Kranken mit rezidivierenden transitorischen ischämischen Attacken ohne nachweisbare Grundkrankheit und bei erhöhtem CRP von der Plättchenhemmung mit Acetylsalicylsäure frühzeitig auf eine orale Antikoagulation umzustellen.
Werner Eugster
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