Ibuprofen das besser verträgliche Antirheumatikum
- m -- Henry D, Lim LY, Garcia Rodriguez LA et al. Variability in risk of gastrointestinal complications with individual non-steroidal anti-inflammatory drugs: results of a collaborative meta-analysis. BMJ 1996 (22. Juni); 312: 1563-6
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- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 1
Datum der Ausgabe: Januar 1997
Studienziele
Antirheumatika (nicht-steroidale Entzündungshemmer) werden besonders älteren Leuten häufig verschrieben. Einzelne dieser Mittel, z.B. Ibuprofen (Brufen® u.a.) sind neuerdings auch rezeptfrei erhältlich. Die Unterschiede in der Wirkung zwischen den einzelnen Präparaten sind verhältnismässig gering. Nicht jedoch die unerwünschten Wirkungen: dosisabhängig und in unterschiedlichem Ausmass können alle diese Mittel gastrointestinale Komplikationen mit Blutungen oder sogar Perforationen verursachen und zu erheblicher Morbidität und Mortalität führen. Es ist deshalb wichtig zu evaluieren, wie gross die Risiken von gefährlichen unerwünschten Wirkungen der einzelnen Antirheumatika sind.
Methoden
Alle kontrollierten epidemiologischen Studien aus den Jahren 1985 bis 1994, die den Zusammenhang von Spitaleinweisungen, gastrointestinalen Blutungen oder Perforationen und Antirheumatika untersuchten, wurden gesichtet. 12 Studien aus 7 verschiedenen Ländern, in denen das relative Risiko gastrointestinaler Komplikationen von 14 verschiedenen Antirheumatika beurteilt wurde, konnten im Rahmen dieser Meta-Analyse weiter analysiert werden. Als Basis diente die Exposition gegenüber Ibuprofen. Das relative Risiko der einzelnen Antirheumatika wurde in einer Rangliste aufgeführt.
Ergebnisse
In 11 der 12 Studien, welche die Einschlusskriterien für die Meta-Analyse erfüllten, wurde Ibuprofen mit anderen Antirheumatika verglichen. In 10 dieser Studien war Ibuprofen das am besten verträgliche Mittel, gefolgt von Diclofenac (z.B. Voltaren®). Am schlechtesten schnitten Azapropazon (Prolixan®), Tolmetin (Tolectin®), Ketoprofen (z.B. Orudis®) und Piroxicam (z.B. Felden®) ab, während sich Indometacin (z.B. Indocid®), Naproxen (z.B. Proxen®), Sulindac (Clinoril®) und Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®) im Mittelfeld plazierten. Das relative Risiko für gastrointestinale Komplikationen war für höher dosiertes Ibuprofen in der gleichen Grössenordnung wie dasjenige von Naproxen oder Indometacin.
Schlussfolgerungen
Das Risiko von schweren gastrointestinalen Komplikationen ist für niedrig dosiertes Ibuprofen am geringsten. Auch Diclofenac ist wesentlich besser verträglich als z.B. Azapropazon, Ketoprofen, Tolmetin oder Piroxicam. Dieser Vorteil ist jedoch dosisabhängig. Ibuprofen, in Tagesdosen von mehr als 1600 mg verabreicht, weist ähnliche Risiken wie die anderen Antirheumatika auf. Die initiale Verschreibung von niedrig dosierten Antirheumatika mit einem günstigen Risikoprofil könnte die durch die schweren gastrointestinalen Komplikationen bedingte Morbidität und Mortalität erheblich vermindern.
Die Entscheidung für die Verschreibung eines Antirheumatikums soll in erster Linie auf dem Nebenwirkungsprofil basieren. Die Vorteile von speziellen galenischen Formen, die den «Magen zu schonen» versprechen, sind schlecht dokumentiert und dürften kaum zutreffen. Die gleichzeitige Verabreichung von Misoprostol (Cytotec®), H2-Blockern oder Protonenpumpenhemmern ist wirksam für die Prophylaxe von Magen- bzw. Duodenalulzera. Eine solche Prophylaxe scheitert jedoch an den Kosten und an der Einnahmedisziplin der Patienten. Vor allem bei Patienten, die Antirheumatika über längere Zeit einnehmen müssen, lohnt sich ein Versuch mit niedrig dosiertem Ibuprofen.
Benedikt Holzer
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