Herzinsuffizienz zu selten diagnostiziert

  • a -- Davies MK, Hobbs FD, Davis RC et al. Prevalence of left-ventricular systolic dysfunction and heart failure in the Echocardiographic Heart of England Screening study: a population based study. Lancet 2001 (11. August); 358: 439-44 [Link]
  • Kommentar: Hugo Saner
  • infomed screen Jahrgang 5 (2001) , Nummer 10
    Publikationsdatum: 1. Oktober 2001
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Studienziele

Eine Einschränkung der linksventrikulären Funktion sowie eine manifeste Herzinsuffizienz gehen mit einer hohen Morbidität und Mortalität einher. Da bislang kaum zuverlässige Daten zur Prävalenz der Herzinsuffizienz vorhanden waren, versuchte man in dieser Studie, die Häufigkeit der Einschränkung der linksventrikulären Funktion und der manifesten Herzinsuffizienz zu bestimmen.

Methoden

3'960 von 6'286 nach dem Zufall ausgewählten und mindestens 45jährige Personen aus 16 englischen Allgemeinpraxen nahmen teil. Bei allen wurde eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung, ein EKG, eine Echokardiografie und eine Spirometrie durchgeführt. Eine Einschränkung der linksventrikulären Funktion wurde definiert als Auswurffraktion unter 40%; eine manifeste Herzinsuffizienz wurde diagnostiziert, wenn Dyspnoe sowie objektive Zeichen einer kardialen Dysfunktion – zum Beispiel eine erniedrigte Auswurffraktion, ein Vorhofflimmern oder ein Klappenfehler – vorlagen. Mit diesen Daten wurde die Prävalenz der Herzinsuffizienz ermittelt.

Ergebnisse

Eine Einschränkung der linksventrikulären Funktion wurde bei durchschnittlich 1,8% der Personen gefunden (bei 0,3% der 45- bis 54jährigen, bei 3,6% der über 75jährigen); davon litt ungefähr die Hälfte an Symptomen, und praktisch alle wiesen EKG-Veränderungen auf. Männer waren deutlich häufiger betroffen als Frauen (3% bzw. 0,7%). Bei weiteren 3,5% betrug die Auswurffraktion zwischen 40 und 50%. Eine manifeste Herzinsuffizienz fand sich bei 2,3%; der Grund hierfür war bei 41% eine linksventrikuläre Auswurffraktion unter 40%, bei 33% ein Vorhofflimmern und bei 26% eine Klappenerkrankung.

Schlussfolgerungen

In der hausärztlichen Praxis wird eine Herzinsuffizienz wahrscheinlich zu selten diagnostiziert. Bei klinischem Verdacht ist eine Echokardiografie angezeigt, damit Personen mit einer kardialen Dysfunktion möglichst früh von einer wirksamen Behandlung profitieren können.(WE)

Die Prävalenz der Herzinsuffizienz ist deutlich höher als die Zahl der tatsächlich diagnostizierten und behandelten Fälle, was nicht zuletzt dadurch bedingt ist, dass die Hälfte der Kranken mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion asymptomatisch sind. Aber auch in diesem Stadium lässt sich durch den Einsatz eines ACEHemmers eine Verbesserung zahlreicher Verlaufsparameter erreichen. Die Schlussfolgerung der Studienverantwortlichen, dass die linksventrikuläre Funktion bei Verdacht auf Herzinsuffizienz häufiger echokardiografisch untersucht werden sollte, deckt sich mit unseren Schweizer Erfahrungen und soll als wichtige Schlussfolgerung festgehalten werden, um so mehr als sehr viel dafür spricht, dass eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der Herzinsuffizienz trotz höherer Initialkosten insgesamt kosteneffizient ist.

Hugo Saner

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Herzinsuffizienz zu selten diagnostiziert ( 2001)