Rauchen schützt nicht vor Demenz
- Kommentar: Barbara Tettenborn
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Gemäss retrospektiven Studien scheint Rauchen vor Demenz zu schützen; die vorhandenen prospektiven Studien über eine kurze Beobachtungszeit sprechen eher dafür, dass Rauchen die Demenzentwicklung begünstigt. Die Autoren untersuchten den Zusammenhang von Rauchen und Demenz anhand der Daten einer grossen prospektiven Langzeit-Kohortenstudie über fast 50 Jahre.
Methoden
Von 34'439 britischen Ärzten, die seit 1951 alle 6–12 Jahre über ihre Rauchgewohnheiten befragt wurden, waren bis Ende 1998 24'133 mit bekannter Todesursache verstorben. Bei 473 dieser Todesfälle aus den Jahren 1962–1998 war auf dem Totenschein eine Demenz entweder als Grundleiden oder als Begleitkrankheit erwähnt. Als Raucher wurde klassiert, wer bis mindestens 10 Jahre vor dem Tod geraucht hatte. Nichtraucher und Exraucher wurden zusammengefasst; letztere hatten das Rauchen im Mittel bereits 34 Jahre vor dem Tod aufgegeben. Mit jedem Arzt, der mit der Diagnose einer Demenz verstorben war, wurden vier retrospektiv ausgewählte gleichalterige Kontrollen ohne dokumentierte Demenz hinsichtlich des Raucherstatus verglichen.
Ergebnisse
Statistisch konnte für keine Demenzkategorie (Alzheimer-Krankheit, vaskulär bedingte Demenz u.a.) ein Zusammenhang mit dem Rauchen nachgewiesen werden, gleichgültig ob die Demenz als Grundleiden oder als Begleiterkrankung aufgeführt war. Das relative Risiko betrug für Raucher im Vergleich mit Exrauchern oder Nichtrauchern für alle Demenzkategorien 0,96 (95% CI: 0,78–1,18), für Alzheimer-Demenz (370 Todesfälle) 0,99 (95% CI: 0,78–1,25). Bedingt durch die Methode wurden vorwiegend die schweren Demenzen erfasst; die 473 Demenzfälle entsprechen nur etwa 30% der aufgrund des Sterbealters zu erwartenden Fälle.
Schlussfolgerungen
Männliche Raucher entwickeln gleich häufig eine Demenz wie Exraucher oder Nichtraucher. Dies gilt sowohl für alle Demenzkategorien insgesamt als auch für die Alzheimer-Demenz. Dass Rauchen vor Demenz schützen soll, wie retrospektive Studien suggerieren, ist als statistischer Artefakt anzusehen.
In dieser Studie wurden bei britischen Ärzten seit 1951 umfassende Gesundheitsdaten erhoben. Zur Analyse wurden hauptsächlich die Daten von 473 Todesfällen von 1962 bis 1998 herangezogen. Im Gegensatz zu bisherigen kleineren, zumeist retrospektiven Studien zeigte sich kein wesentlicher Effekt des Rauchens auf den Zeitpunkt des Auftretens oder Ausmass einer Demenz. Damit lässt sich auch dieser in letzter Zeit oft in der Laienpresse erwähnte positive gesundheitliche Aspekt des Zigarettenrauchens nicht aufrecht erhalten. Nikotinabusus ist und bleibt ungesund.
Barbara Tettenborn
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