Fortgeschrittenes Kolonkarzinom: Chemotherapie lebensverlängernd
- Kommentar: Hans Neuenschwander
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 10
Publikationsdatum: 1. November 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Bei fortgeschrittenem kolorektalem Karzinom beträgt die mediane Überlebenszeit nur 6 bis 9 Monate. Die Autorengruppe versuchte anhand vorhandener Studien die Wirksamkeit einer palliativen Chemotherapie bezüglich Überlebensdauer und Erhaltung der Lebensqualität zu quantifizieren.
Methoden
Man suchte nach randomisierten Studien, in denen bei lokal inoperablem oder metastasierendem kolorektalem Karzinom eine Chemotherapie mit einer symptomatischen palliativen Behandlung (inklusive lokaler Bestrahlung und palliativer Chirurgie) verglichen worden war. Anhand der von den jeweiligen Studienleitungen gelieferten individuellen Personendaten wurde eine Metaanalyse durchgeführt.
Ergebnisse
Die Einschlusskriterien waren bei 13 Studien mit insgesamt 1’365 Personen erfüllt. Die verwendeten Therapieschemen waren alle unterschiedlich. Die Auswertung der 7 Studien, bei denen von 866 Personen die individuellen Krankendaten erhältlich waren, ergab unter Chemotherapie im Vergleich zu den Kontrollgruppen 35% weniger Todesfälle und eine Verlängerung der medianen Überlebenszeit um fast 4 Monate. Nur in 3 Studien mit 482 Personen war das mediane progressionsfreie Intervall auswertbar. Dieses wurde durch die Chemotherapie von 4 auf 10 Monate verlängert. Eine lokale Chemotherapie (vor allem für isolierte Lebermetastasen) und die systemische Chemotherapie brachten etwa den gleichen Überlebensvorteil. Die Resultate waren in allen Altersgruppen vergleichbar, jedoch waren ältere Menschen in den Studien untervertreten. Die Zusammenfassung aller 13 Studien anhand der publizierten Statistiken brachte ähnliche Ergebnisse. Bezüglich Lebensqualität und Toxizität der Chemotherapie waren die Daten für eine Auswertung ungenügend.
Schlussfolgerungen
Da eine Chemotherapie wegen Tumorbeschwerden teilweise auch in den Kontrollgruppen im weiteren Verlauf eingesetzt worden war, wird die Wirkung der Chemotherapie auf Überleben und Krankheitsprogression in den Studien unterschätzt. Ob diese Behandlung neben einer Lebensverlängerung auch eine Verbesserung der Lebensqualität bringt, lässt sich aus der Analyse nicht ableiten.(MH)
Die vorliegende Metaanalyse zeigt, dass Chemotherapie die Lebensquantität wenig aber signifikant verlängert. Auf die Veränderung bzw. Verbesserung der Lebensqualität lassen sich keine Schlüsse ziehen. Sie wurde nur in 7 von 13 Studien, zumeist mit unzulänglichen Instrumenten, beurteilt. Obwohl noch einige Fragen offen sind, sollte Kranken mit metastasierendem Kolonkarzinom eine Chemotherapie zumindest versuchsweise angeboten werden. Es liegen auch Daten vor, die auf eine lebensverlängernde Wirkung einer rein palliativen (nicht-tumorbeeinflussenden) Behandlung hinweisen, auch wenn dies nicht ihr primäres Ziel ist.
Hans Neuenschwander
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