Antirheumatika als Ursache einer Herzinsuffizienz
- Kommentar: Dagmar Keller
- infomed screen Jahrgang 4 (2000)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2000 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Es ist bekannt, dass die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika bei Personen mit einer eingeschränkten linksventrikulären Funktion zu einer Herzinsuffizienz führen kann. Mit dieser Fall-Kontroll-Studie aus zwei australischen Spitälern wurde untersucht, wie häufig diese Medikamente Ursache für die Hospitalisation wegen einer Herzinsuffizienz waren.
Methoden
In die Studie aufgenommen wurden Personen, die 1993-1995 wegen einer Herzinsuffizienz hospitalisiert werden mussten. Als Kontrollen dienten Personen, die wegen anderen Diagnosen notfallmässig hospitalisiert wurden und deren Alter den Personen mit einer Herzinsuffizienz ungefähr entsprach. Die Teilnehmenden wurden über die Medikamenteneinnahme vor der Hospitalisation und über vorbestehende Krankheiten befragt. Im Vordergrund stand die Frage, ob Personen, welche Antirheumatika einnehmen, häufiger wegen Herzinsuffizienz hospitalisiert werden müssen.
Ergebnisse
365 Personen mit Herzinsuffizienz konnten 658 Kontrollpersonen gegenüber gestellt werden. Bei Personen mit einer bekannten Herzkrankheit erhöhte die Einnahme von Antirheumatika die «Odds Ratio», wegen einer Herzinsuffizienz hospitalisiert zu werden, um das 10fache. Bei Personen ohne kardiale Anamnese betrug die entsprechende Zunahme das 1,6fache. Höhere Dosen und Antirheumatika mit einer langen Halbwertszeit waren mit einem höheren Risiko verbunden. Ungefähr 19% der Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz dürften auf die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika zurückgehen.
Schlussfolgerungen
Die kardiovaskulären Nebenwirkungen von nichtsteroidalen Antirheumatika dürften ähnlich häufig und gravierend sein wie die gastrointestinalen. Bei Personen mit einer Herzkrankheit sollten sie deshalb mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden.
Über die Hemmung der Prostaglandinsynthese durch nichtsteroidale Antirheumatika konnte in experimentellen Studien gezeigt werden, dass bei Personen mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion der systemische vaskuläre Widerstand erhöht und das Herzminutenvolumen vermindert wird, was zu einer Ausbildung einer kongestiven Herzinsuffizienz führen kann. In dieser Studie konnte eine Assoziation des Antirheumatikagebrauchs und der Hospitalisationsrate aufgrund einer Erstmanifestation einer kongestiven Herzinsuffizienz vermutet, aber nicht bewiesen werden. Aufgrund der obgenannten hämodynamischen Effekte und der möglichen Interaktionen mit Diuretika und ACE-Hemmern, welche die Basis der Herzinsuffizienz-Therapie darstellen, sollten nichtsteroidale Antirheumatika bei Personen mit bekannter eingeschränkter linksventrikulärer Funktion – unabhängig vom Vorliegen einer klinisch manifesten Herzinsuffizienz – mit Vorsicht eingesetzt werden.
Dagmar Keller
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