Nach Hirnschlag genügen kleine Acetylsalicylsäure-Dosen

  • m -- Johnson ES, Lanes SF, Wentworth CE et al. A metaregression analysis of the dose-response effect of aspirin on stroke. Arch Intern Med 1999 (14. Juni); 159: 1248-53 [Link]
  • Kommentar: Etzel Gysling
  • infomed screen Jahrgang 3 (1999) , Nummer 7
    Publikationsdatum: 1. August 1999
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Studienziele

Die Fachleute sind sich über die optimale Dosierung von Acetylsalicylsäure zur Hirnschlag-Prophylaxe uneinig. Einzelne Studien haben vermuten lassen, dass hier Tagesdosen im Bereich von 1 g notwendig sind. Gemäss einer früheren Metaanalyse ist jedoch die Wirksamkeit kleinerer Dosen (75 bis 300 mg/Tag) ähnlich wie diejenige von Dosen zwischen 900 und 1300 mg/Tag. Die hier vorgelegte Metaanalyse berücksichtigt jetzt zudem eine neue grosse Studie, in der nur 50 mg/Tag verabreicht wurden.

Methoden

Diese Metaanalyse umfasst 11 Studien bei Personen, die nach einem Hirnschlag oder nach einer transitorischen ischämischen Attacke behandelt wurden. Berücksichtigt wurden Studien mit folgenden Eigenschaften: bis April 1996 veröffentlicht; randomisiert und placebokontrolliert; ein Behandlungsarm mit Acetylsalicylsäure allein; Daten zur genauen Zahl der Hirnschläge (nicht nur aller vaskulären Ereignisse). Um einen Zusammenhang zwischen der Acetylsalicylsäure-Dosis und den Schlaganfallrezidiven aufzudecken, wurde zudem eine Regressionsanalyse vorgenommen, in der die in den verschiedenen Studien verwendete Dosis als kontiniuierliche unabhängige Variable behandelt wurde.

Ergebnisse

Die ausgewerteten Studien umfassten insgesamt 9'629 Personen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren. 63% waren Männer, die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 32 Monate. 5‘228 Personen erhielten Acetylsalicylsäure, 4‘401 Placebo. In der grössten (neuesten) Studie waren 1‘649 Personen mit täglich 50 mg Acetylsalicylsäure behandelt worden. In kleineren Studien wurden Tagesdosen bis 1500 mg verwendet. Mit Acetylsalicylsäure kann das Risiko, erneut einen Hirnschlag zu erleiden, durchschnittlich um 15% gesenkt werden. Die Dosis-Wirkungskurve ist praktisch flach, d.h. 50 mg/Tag sind gleich wirksam wie 1500 mg/Tag.

Schlussfolgerungen

Die Verabreichung von Acetylsalicylsäure als Sekundärprophylaxe nach einem Hirnschlag vermag das relative Risiko eines erneuten Hirnschlags um 15% zu reduzieren. Niedrige und höhere Acetylsalicylsäure-Dosen sind gleich wirksam. Es ist denkbar, dass auch Tagesdosen unter 50 mg wirksam sind.  

Ohne weitere Behandlung erleiden von 100 Personen nach einem ersten Hirnschlag 5 bis 10 innerhalb eines Jahres einen zweiten Insult. Dieses Risiko lässt sich mit Acetylsalicylsäure senken, wenn auch nur um 15%. Aufgrund früherer Studienresultate empfehlen auch heute noch viele Fachleute, zur Prophylaxe Tagesdosen von 300 oder 500 mg Acetylsalicylsäure zu verwenden. Die hier vorgestellte Metaanalyse zeigt überzeugend, dass niedrigere Dosen ebenso wirksam sind. In einer neuen Studie, in der verschieden hohe Acetylsalicyl-säure-Dosen bei Kranken nach Karotis-Endarterektomie verglichen wurden, hatten Tagesdosen zwischen 81 und 325 mg sogar eine bessere präventive Wirkung als solche zwischen 650 und 1300 mg.1 Niedrige Acetylsalicylsäuredosen sind somit auch nach einem Hirnschlag optimal.

Etzel Gysling

1 Taylor DW, Barnett HJ, Haynes RB et al. Low-dose and high-dose acetylsalicylicacid for patients undergoing carotid endarterectomy: a randomised controlled trial.ASA and Carotid Endarterectomy (ACE) Trial Collaborators. Lancet 1999 (26. Juni);353: 2179-84

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infomed-screen 3 -- No. 7
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Nach Hirnschlag genügen kleine Acetylsalicylsäure-Dosen ( 1999)