Weniger Demenzen unter Antihypertensiva

  • r -- Forette F, Seux ML, Staessen JA et al. Prevention of dementia in randomised double-blind placebo-controlled Systolic Hypertension in Europe (Syst-Eur) trial. Lancet 1998 (24. Oktober); 352: 1347-51 [Link]
  • Kommentar: Andreas E. Stuck
  • infomed screen Jahrgang 3 (1999) , Nummer 1
    Publikationsdatum: 1. Januar 1999
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Studienziele

Eine arterielle Hypertonie führt bei älteren Menschen gehäuft zu einer Demenz. Allerdings konnte bisher nicht überzeugend gezeigt werden, dass eine Blutdrucktherapie die Demenzrate beeinflusst. In der Syst-Eur-Studie wurde mit einem Kalziumantagonisten und nach Bedarf mit weiteren Antihypertensiva behandelt. Der vorliegende Text informiert über die Häufigkeit von Demenz unter Behandlung.

Methoden

Personen im Alter von 60 und mehr Jahren mit einer isolierten systolischen Hypertonie (160-219 mm Hg), bei denen initial eine Demenz ausgeschlossen war, nahmen an der Studie teil. Die Behandlung erfolgte nach dem Zufallsprinzip mit Placebo oder mit täglich 10-40 mg Nitrendipin (Baypress®). Bei Bedarf konnte Enalapril (Reniten®) oder Hydrochlorothiazid (Esidrex®) hinzugefügt werden. Es wurden systolische Blutdruckwerte unter 150 mm Hg angestrebt. Die kognitiven Funktionen (Mini-Mental-Status) wurden jährlich, im Mittel über 2 Jahre, kontrolliert.

Ergebnisse

Die Resultate von 2418 Personen wurden ausgewertet, davon wurden 1238 Personen aktiv behandelt. Bei der Schlussvisite nahmen in der aktiv behandelten Gruppe 602 nur Nitrendipin, 389 andere Antihypertensiva. Verglichen mit der Placebogruppe (n=1180) erkrankten in der aktiv behandelten Gruppe nur halb so viele an einer Demenz (21:11). Unter Antihypertensiva sank der systolische Druck durchschnittlich um 22 mm Hg, der diastolische um 6 mm Hg. Unter Placebo sank der systolische Druck im Mittel um 13 mm Hg, der diastolische um knapp 3 mm Hg. Im Mittel blieb der Mini-Mental-Status in beiden Gruppen unverändert. Bei aktiv Behandelten ergab sich eine leichte Verbesserung des Mini-Mental-Status in Abhängigkeit von der Senkung des diastolischen Blutdrucks. In der Placebogruppe verschlechterten sich die kognitive Funktionen mit sinkendem Blutdruck.

Schlussfolgerungen

Eine Blutdrucktherapie senkt das Demenzrisiko bei älteren Menschen mit isolierter systolischer Hypertonie.

Eine wichtige Studie, die Hinweise darauf gibt, dass eine wirksame Prävention der Alzheimer-Demenz in Reichweite ist. Die Autoren postulieren, dass neben der direkten antihypertensiven Wirkung ein direkter neuroprotektiver Effekt die präventive Wirksamkeit von Nitrendipin erklären könnte. Noch ist jedoch die Datenlage zu unsicher, als dass heute eine allgemeine Empfehlung zur Prävention der Alzheimer-Demenz abgegeben werden könnte. Weitere Forschungsarbeit ist erforderlich. Auch bei anderen Substanzen (z.B. Östrogenen, Vitamin E) besteht die begründete Hoffnung, dass damit eine wirksame Prävention der Alzheimer-Demenz möglich ist. Was die Behandlung der arteriellen Hypertonie betrifft, weist diese Studie erneut darauf hin, dass ältere Patienten mit arterieller Hypertonie korrekt antihypertensiv behandelt werden sollten.

Andreas Stuck

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Weniger Demenzen unter Antihypertensiva ( 1999)