Kein Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus

  • k -- Hviid A, Hansen JV, Frisch M, Melbye M. Measles, mumps, rubella vaccination and autism: a nationwide cohort study. Ann Intern Med. 2019 April 16; 170: 513-20 [Link]
  • Zusammenfassung: Alexandra Röllin
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 16. Juli 2019
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Warum diese Studie?

Seit der 1998 im Lancet publizierten, gefälschten und später zurückgezogenen Studie,(1) in der ein Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autis­mus postuliert wurde, ist die dadurch geschürte Angst einer der Hauptgründe, dass Eltern zögern, ihre Kinder gegen Ma­sern zu impfen. Dies, obwohl seither in mehreren Beobach­tungsstudien kein erhöhtes Risiko für Autismus nach Masern-Impfung nachgewiesen werden konnte. Da kritische Stim­men bemängeln, dass das Risiko nur für bestimmte vul­nerable Gruppen oder atypische Formen von Autismus er­höht sein könnte, sollte in der vorliegenden Studie bewusst auch diesen Fragen nachgegangen werden.

Was hat man gefunden?

Auch in dieser grossen, auf Gesundheitsregisterdaten von über 600’000 Kindern beruhenden Kohortenstudie aus Dä­nemark erkrankten mit der kombinierten Impfung gegen Ma­sern, Mumps und Röteln geimpfte Kinder nicht häufiger an Autismus – weder an der klassischen Form noch an jeglicher Autismus-Spektrum-Störung (für Störfaktoren korrigierte «Ha­zard Ratio» 0,93; 95% CI 0,85-1,02). Auch wenn Untergrup­pen von Kindern mit erhöhtem Autismus-Risiko (ein an Au­tismus erkranktes Geschwister oder Vorliegen von mehreren anderen Risikofaktoren) gesondert untersucht wurden, konnte kein solcher Zusammenhang gezeigt werden. Ebenso wurden auch zu spezifischen Zeitpunkten nach der Impfung nicht gehäuft Autismus-Fälle diagnostiziert.

Wie wird es gedeutet?

Nach der kombinierten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln besteht kein erhöhtes Risiko, an Autismus zu erkran­ken. Dies gilt für alle Autismus-Spektrum-Störungen, auch für atypische Formen. Auch bei Untergruppen mit vorbestehend erhöhtem Risiko wird dieses durch die Impfung nicht noch zusätzlich erhöht.

Screen-Kommentar

Bereits 20 Jahre ist es her, seit zu Unrecht ein Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus postuliert wurde. Obwohl unterdessen schon in mehreren Studien keine solche Assoziation nachgewiesen werden konnte, geistern ent­sprechende Ängste noch immer in den Köpfen von Eltern herum. Diese grosse und gut gemachte Studie belegt einmal mehr, dass diese Ängste keine wissenschaftliche Grundlage haben, und räumt anhand von verschiedenen Subgruppen-Analysen und Sensitivitätsprüfungen letzte Zweifel aus. Nur ist es leider so, dass Ängste kaum etwas mit rationalem Denken zu tun haben – womit uns wohl auch weiterhin ausführliche Gespräche mit besorgten Eltern nicht erspart bleiben werden.

Zusammengefasst und kommentiert von Alexandra Röllin

1 Wakefield AJ et al. Lancet 1998; 351: 637-41 (retracted)

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infomed-screen 23 -- No. 4
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Kein Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus ( 2019)