Intensive Betreuung älterer Leute bei Spitalentlassung lohnend
- r -- Naylor MD, Brooten D, Campbell R et al. Comprehensive discharge planning and home follow-up of hospitalized elders: a randomized clinical trial. JAMA 1999 (17. Februar); 281: 613-20 [Link]
- Kommentar: Andreas E. Stuck
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 1. April 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Eine umfassende Planung der Spitalentlassung von älteren Leuten, die z.B. wegen einer Herzinsuffizienz hospitalisiert waren, kann dazu beitragen, erneute Spitalaufenthalte zu reduzieren. Ziel dieser randomisierten Studie war, die Wirksamkeit der Austrittsplanung kombiniert mit einer Weiterbetreuung zu Hause zu untersuchen.
Methoden
Die Teilnehmenden waren über 65 und hatten mindestens eine Krankheit, die eine erneute Hospitalisation begünstigte. 363 Personen konnten in die Studie aufgenommen und in zwei ungefähr gleich grosse Gruppen aufgeteilt werden. Die erste Gruppe erhielt die übliche Betreuung. Für die zweite Gruppe wurden gerontologisch speziell ausgebildete Krankenschwestern eingesetzt, die während des Spitalaufenthaltes jeden zweiten Tag, zu Hause innerhalb von 48 Stunden und nochmals 7 bis 10 Tage nach Entlassung Besuche durchführten. Bis 4 Wochen nach Entlassung wurden nach Bedarf weitere Besuche gemacht, zusätzlich wurden diese Kranken jede Woche einmal telefonisch kontaktiert. Der Verlauf wurde 2, 6, 12 und 24 Wochen nach Spitalentlassung durch telefonische Interviews erhoben.
Ergebnisse
24 Wochen nach der Entlassung war es in der Kontrollgruppe bei 37%, in der Interventionsgruppe bei 20% zu mindestens einem Wiedereintritt gekommen. In der Kontrollgruppe hatten 14,5%, in der Interventionsgruppe 6,2% mehrere Wiedereintritte, die Hospitalisationsdauer pro Person betrug 4,1 bzw. 1,5 Tage. Die Kosten konnten in der Interventionsgruppe auf rund die Hälfte reduziert werden. Der Gesundheitszustand, die Zufriedenheit der Behandelten und die Häufigkeit von ambulanten Notfallkonsultationen waren nicht signifikant verschieden.
Schlussfolgerungen
Eine umfassend geplante Entlassung und Nachbetreuung unter Mitwirkung von speziell ausgebildeten Krankenschwestern reduziert die Häufigkeit von Wiedereintritten bei älteren Leuten mit einem erhöhten Risiko. Dadurch können erhebliche Kosten gespart werden.
Wichtige Voraussetzung für den Erfolg dieser Intervention war die besondere Ausbildung der Krankenschwestern in gerontologischer Diagnostik und Therapie sowie die intensive Begleitung der Patienten. Diese Krankenschwestern führten bei den älteren Personen im Spital und in den ersten vier Wochen zu Hause multidimensionale Assessments durch. Je nach individueller Situation intervenierten sie bezüglich Medikamente, Management von Symptomen, Ernährung, körperlicher Aktivität, Schlaf, medizinischer Nachkontrollen und psychischer Situation. Sie konnten sich dabei auf besondere geriatrische Richtlinien und Protokolle stützen. Der Erfolg dieses neuen Behandlungskonzepts zeigt, dass es sich sowohl für die Lebensqualität der älteren Leute als auch für die Gesundheitskosten lohnt, solche spezielle geriatrische Programme in die Praxis umzusetzen. Diese Programme unterscheiden sich grundlegend vom Disease Management, da bei geriatrischen Interventionen nicht die einzelne Diagnose, sondern die Kombination verschiedener Diagnosen und Probleme im Vordergrund steht.
Andreas Stuck
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