Mehr trinken beugt Harnwegsinfekten vor

  • r -- Hooton TM, Vecchio M, Iroz A et al. Effect of increased daily water intake in premenopausal women with recurrent urinary tract infections: a randomized clinical trial. JAMA Intern Med. 2018 Nov 1;178:1509-15 [Link]
  • Zusammenfassung: Alexandra Röllin
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 1
    Publikationsdatum: 21. Februar 2019
  • PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)

Warum diese Studie?

Unkomplizierte Harnwegsinfekte bei jungen und gesunden Frauen sind häufig und beeinträchtigen bei wiederholtem Auftreten die Lebensqualität deutlich. Um Rezidive zu ver­hindern, wird oft empfohlen, mehr zu trinken – eine Mass­nahme, die intuitiv Sinn macht, deren Wirksamkeit bisher aber nicht mit Studien belegt werden konnte. Mit Hilfe der vorliegenden randomisierten Studie bei jungen Frauen mit re­zidivierenden unkomplizierten Harnwegsinfekten und ei­ner spontanen Trinkmenge von maximal 1½ Litern pro Tag sollte nun der Nutzen dieser Massnahme belegt werden.

Was hat man gefunden?

Ein Teil der Frauen wurde im Rahmen der Studie während eines Jahres (unter anderem durch die regelmässige Lieferung von Mineralwasserflaschen) motiviert, täglich mindestens 1½ Liter Wasser mehr als gewohnt zu trinken. Bei diesen Frauen traten im Vergleich zu jenen ohne Intervention deutlich we­niger Harnwegsinfekte auf. Die durchschnittliche Anzahl von Infekt-Episoden betrug dabei 1,7 pro Jahr im Vergleich zu 3,2 in der Kontrollgruppe, was eine absolute Differenz von 1,5 Infekt-Episoden (95% CI 1,2-1,8) pro Jahr bedeutet. Auch die Anzahl notwendiger Antibiotikabehandlungen konnte mit dieser einfachen Massnahme deutlich gesenkt werden.

Wie wird es gedeutet?

Bei jungen Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten konnte durch eine Verdoppelung der Trinkmenge die jähr­li­che Anzahl von Infekt-Episoden fast halbiert werden.

Screen-Kommentar

Zwar kann man bemängeln, dass die Studie nicht doppelblind durch­geführt und durch eine Mine­ral­wasserfirma gesponsert wurde. Trotzdem sind die durch diese simple Mass­nahme er­zielten Ergeb­nisse beeindruckend, zumal bei uns das Trink­wasser ja in bester Qualität fast zum Nulltarif aus dem Hahn sprudelt und nicht in Flaschen gekauft werden muss. Im Hin­blick auf die zunehmende Problematik der Antibiotika-Resis­tenzen ist es sowieso zu begrüssen, wenn alte Hausmittel oder Verhaltensmassnahmen, die mithelfen könnten, den Antibio­tika-Verbrauch zu senken, mit wissen­schaftlichen Me­thoden auf ihre Wirksamkeit überprüft wer­den. Eine Ein­schränkung zur Aussagekraft dieser Studie muss allerdings ge­macht wer­den: Nur Frauen mit einer sehr ge­rin­gen sponta­nen Trink­menge wurden untersucht. Daher kann anhand der vorlie­gen­den Resultate nicht beurteilt werden, ob bei Frauen, die von sich aus schon relativ viel trinken, eine weitere Er­höhung der Trinkmenge ebenfalls hilfreich ist.

Zusammengefasst und kommentiert von Alexandra Röllin

Standpunkte und Meinungen
  • Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 23 -- No. 1
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Mehr trinken beugt Harnwegsinfekten vor ( 2019)