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INTERNET CORNER: Blockchains in der Medizin
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- Zusammenfassung: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 12. Juni 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Wer «Blockchain» hört, denkt zuerst an Bitcoins oder andere Kryptowährungen. Blockchains sollen aber, wie uns verschiedene Fachleute versichern, auch in der Medizin Bedeutung erlangen.
Blockchains lassen sich vereinfacht folgendermassen definieren: Daten, die in unveränderbarer Form gesichert werden sollen, werden in chronologischer Reihenfolge als einzelne «Blocks» verschlüsselt auf zahlreichen vernetzten Computern gespeichert. Bei der Aktualisierung der Blockchain auf den einzelnen Computern erfolgt eine genaue Prüfung der Legitimität der Information, die neu hinzugefügt wird. Im Zusammenhang mit Kryptowährungen wird dieser Vorgang merkwürdigerweise als «Mining» bezeichnet. Die Blockchain entspricht einem digitalen Logbuch (das auf allen beteiligten «Knotenpunkten» fortlaufend synchronisiert wird) und ist allen berechtigten Personen frei zugänglich. (Es gibt allerdings verschiedene Aspekte dieser Technik, die nicht einheitlich definiert und zum Teil umstritten sind. Für unser Thema ist dies aber nicht wirklich von Bedeutung.)
Es ist offensichtlich, wo die Vorteile einer Blockchain in der Medizin liegen könnten. Während sich heute die Informationen zu Gesundheit und Krankheit eines Menschen an den verschiedensten Orten und auf den verschiedensten Medien zerstreut finden, könnte eine zuverlässige und vollständige chronologische Aufzeichnung vieles erleichtern. So könnte ich mich darauf verlassen, dass ich kein wesentliches Element der Anamnese verpasse, auch wenn jemand – aus welchen Gründen auch immer – nicht selbst Auskunft geben kann. Doppelte Verordnungen von Untersuchungen und gefährliche Arzneimittel-Interaktionen liessen sich besser vermeiden. Es ist auch denkbar, dass bestimmten Nutzerinnen und Nutzern aus der Blockchain nur bestimmte Elemente verfügbar gemacht würden, z.B. wenn es um die Rechnungsstellung geht. Für Forschungszwecke könnten Blockchains in anonymisierter Form verfügbar gemacht werden.
Sehen wir also einer allumfassend glücklichen Zukunft der Medizin entgegen? Nein – aus meiner Sicht sind mindestens vorläufig die Nachteile und Risiken dieser Technologie zu gross. Gefährdet sehe ich in erster Linie den persönlichen Datenschutz. Wir wissen zur Genüge, dass auch die raffiniertesten Systeme gehackt werden können und was dann mit den «umfassenden» Gesundheitsdaten einer Person geschieht, darüber kann man nur spekulieren. Selbst wenn alles regulär registriert und verwendet wird, könnte es ja sein, dass jemand gewisse Informationen nicht jedem Leistungserbringer preisgeben möchte. Da die aufgezeichneten Blocks nicht veränderbar sind, können die Betroffenen diese nicht nachträglich korrigieren. Bisher ist nicht klar, wie aus dem umfassenden System nur gerade ausgewählte Daten korrekt bestimmten Personen angezeigt werden können. Auch muss man sich fragen, ob es zulässig ist, kostenlos persönliche (wenn auch anonymisierte) Daten für Forschung zu verwenden, die den Forschenden einen finanziellen Nutzen einbringt. Zusammengefasst sind die möglichen Probleme der Blockchain zu gravierend, als dass ich diese Technologie als vielversprechend bezeichnen könnte.
Etzel Gysling
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Blockchains in der Medizin ( 2018)
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