infomed-screen
Akuter Thoraxschmerz, Biomarker und EKG negativ: wirklich weitere Tests nötig?
- a -- Reinhardt S, Lin CJ, Novak E et al. Noninvasive cardiac testing vs clinical evaluation alone in acute chest pain – a secondary analysis of the ROMICAT-II randomized clinical trial. JAMA Intern Med 2018 (1. Februar); 178: 212-9 [Link]
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 3. April 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Insgesamt 1000 Männer und Frauen mit akuten Thoraxschmerzen, negativen Biomarkern und fehlendem Ischämieverdacht im EKG wurden nach dem Zufall entweder mit Koronar-CT abgeklärt, oder der Entscheid über Zusatzabklärungen war den behandelnden Ärzten überlassen (Kontrollgruppe). In einer Post-hoc-Analyse dieser randomisierten Studie verglichen nun die Studienverantwortlichen diejenigen 118 Personen der Kontrollgruppe, die direkt entlassen worden waren, mit den übrigen 882, die zum Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms (ACS) nicht-invasiven Zusatzabklärungen (Koronar-CT, Ergometrie, Nuklearmedizin oder Stress-Echokardiographie) unterzogen worden waren. Primärer Endpunkt war die Länge des Spitalaufenthalts. Für Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, insbesondere die Vortestwahrscheinlichkeit eines ACS, wurden die Gruppen mit statistischen Methoden gewichtet.
Durch die Zusatzuntersuchungen verlängerte sich der Spitalaufenthalt im Mittel von 20,3 auf 27,9 Stunden, die Kosten erhöhten sich von median $2261 auf $2584, und es entstand eine kumulative Strahlenbelastung von median rund 10 mSv pro Person. Bei nur 17% der direkt Entlassenen mussten später weitere Abklärungen durchgeführt werden. Während der initialen Hospitalisation und während der Nachbeobachtungszeit von 28 Tagen kamen 6% der direkt Entlassenen und 3% der mit Zusatzuntersuchungen abgeklärten Betroffenen erneut mit Thoraxschmerzen auf die Notfallstation (Unterschied nicht signifikant). In keinem einzigen Fall wurde ein akutes Koronarsyndrom verpasst, und die Rate an schweren kardiovaskulären Ereignissen war in beiden Gruppen gleich.
«Less is more» auch bei der Abklärung akuter Thoraxschmerzen. Inzwischen ist auch mit anderen Studien gut belegt, dass bei niedriger Vortestwahrscheinlichkeit (atypische Brustschmerzen, geringe kardiovaskuläre Risikofaktoren) ein EKG ohne ischämieverdächtige Veränderungen und ein negativer hochsensitiver Troponin-Test ein akutes Koronarsyndrom zu nahezu 100% ausschliesst. Anatomische und funktionelle Abklärungen wie Koronar-CT, Ergometrie und Stress-Echokardiographie können zwar Aussagen zur Wahrscheinlichkeit einer koronaren Herzkrankheit machen, nicht aber bei einer gegebenen Episode ein akutes Koronarsyndrom bestätigen oder ausschliessen. Unerlässlich ist immer noch das klinische Urteil; insbesondere sind neben dem ACS auch andere gefährliche Ursachen akuter Brustschmerzen wie Lungenembolie oder Aortendissektion zu erwägen. Hierzu ist die Ergänzung der initialen Abklärungen mit einem D-Dimer-Test nützlich.
Zusammengefasst und kommentiert von Markus Häusermann
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 22 -- No. 2
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Akuter Thoraxschmerz, Biomarker und EKG negativ: wirklich weitere Tests nötig? ( 2018)
Login
infomed-screen abonnieren
Aktueller infomed-screen-Jahrgang
pharma-kritik abonnieren
100 wichtige Medikamente
Passwort beantragen
infomed mailings
-
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997