Hausstaubmilben-Sanierung bei Asthma umstritten
- m -- Gøtzsche PC, Hammarquist C, Burr M. House dust mite control measures in the managment of asthma: meta-analysis. BMJ 1998 (24. Oktober); 317: 1105-10 [Link]
- Kommentar: Werner Pichler
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Das Hauptallergen im Hausstaub ist die Hausstaubmilbe. Obwohl die Milbensanierung als wichtiger Bestandteil der Behandlung allergischer Asthmakranker gilt, liegen widersprüchliche Resultate klinischer Studien vor. In der vorliegenden Metaanalyse wurden randomisierte Studien zu diesem Thema zusammengefasst.
Methoden
Berücksichtigt wurden randomisierte klinische Studien, die den Effekt chemischer oder physikalischer Massnahmen zur Milbenreduktion auf das Asthma bronchiale untersuchten. Nur Studien mit unbehandelter Kontrollgruppe und eindeutigem Nachweis einer Sensibilisierung auf Milben wurden berücksichtigt. Zur Beurteilung dienten namentlich folgende Kriterien: subjektives Gesundheitsgefühl, Verbesserung der Asthmasymptome, Medikamentenverbrauch, notfallmässige Arztbesuche, allfällige Verbesserungen der Lungenfunktionen.
Ergebnisse
Von mehr als 200 Studien, die genauer angesehen wurden, konnten nach den genannten Kriterien nur 23 berücksichtigt werden. 16 dieser 23 Studien dauerten weniger als ein halbes Jahr. Dass die Zahl der Milben tatsächlich reduziert werden konnte, wurde nur in 6 Studien nachgewiesen. Dank Milbensanierung kam es nur gerade bei 41 von 113 Personen zu einer Besserung. Ohne Milbensanierung wurde bei 38 von 117 Asthmakranken eine Besserung festgestellt, d.h. es ergab sich kein Unterschied.
Schlussfolgerungen
In dieser Metaanalyse konnte nicht gezeigt werden, dass Asthmakranke von einer Milbenreduktion profitieren. Die Autoren raten deshalb von einer Milbensanierung ab.
Es ist zweifelhaft, ob die Methode einer Metaanalyse geeignet ist, die unterschiedlichen Fazetten der Milbensanierung herauszuarbeiten und darauf basierend Empfehlungen abzugeben. In der Tat wurden sehr unterschiedliche Studien verglichen: unterschiedliche Endpunkte, unterschiedliche Dauer und häufig nicht-kontrollierter Erfolg der Allergenreduktion. In einer Review zum gleichen Thema kam man zu einem gegenteiligen Ergebnis: die Allergenreduktion ist sehr wohl sinnvoll, benötigt würden dazu aber mehr Studien.1
Meines Erachtens lautet die Frage nicht: «Ist eine Allergenreduktion prinzipiell sinnvoll?», sondern: «Wie effektiv sind Sanierungsmassnahmen (Abnahme des Milbenallergengehaltes, klinische Besserung und praktische Durchführbarkeit)?» Die Schlussfolgerung aus dieser Metaanalyse sollte deshalb nicht sein, dass die Milbenallergenreduktion nicht zu empfehlen ist, sondern dass: 1. die Durchführung einer entsprechenden Beratung gelernt sein will und 2. die praktische Umsetzung der kompetenten Unterstützung bedarf. Zudem werden weitere Untersuchungen benötigt, um die verschiedenen Aspekte dieser komplizierten und komplexen Materie aufzuarbeiten und praktische Richtlinien zu ermöglichen.
Werner Pichler
1 Custovic A, Simpson A, Chapman MD et al. Allergen avoidance in the treatment of asthma and atopic disorders. Thorax 1998 (Januar); 53: 63-72
Standpunkte und Meinungen
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