Alkohol und kardiovaskuläres Risiko

  • k -- Bell S, Daskalopoulou M, Rapsomaniki E et al. Association between clinically recorded alcohol consumption and initial presentation of 12 cardiovascular diseases: population based cohort study using linked health records. BMJ 2017 (22. März); 356: j9 [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 21 (2017) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 28. Juli 2017
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Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und kardiovaskulären Erkrankungen scheint komplex; die ent­sprechenden Studienergebnisse sind teilweise widersprüch­lich. Obwohl mehrere Studien, insbesondere auch grosse Meta-Analysen, einen protektiven Einfluss von moderatem Alkoholkonsum auf kardiovaskuläre Ereignisse gezeigt haben, wird dieser Zusammenhang zunehmend angezweifelt. Es könne sich um einen systematischen Fehler handeln, da in diesen Studien sowohl Trinkgewohnheiten als auch kardio­vaskuläre Ereignisse zu wenig genau definiert seien. Mit der vorliegenden Studie haben nun britische Forschende mit Hilfe von mehreren miteinander verknüpften, grossen Gesundheits­datenbanken (mit einem grossen Anteil Daten aus der Grundversorgung) den Zusammenhang zwischen Alkoholkon­sum und kardiovaskulären Ereignissen genauer zu definieren versucht. Dabei wurde die Gruppe der «nicht Trinkenden» weiter aufgeteilt in «ehemalige Trinkende», «gelegentlich Trinkende» und «dauerhaft Abstinente» und die kardiovas­kulären Ereignisse in 12 spezifische Diagnosen aufgeschlüsselt.

Von fast 2 Millionen beobachteten Personen, erlitten 114'859 eines der 12 kardiovaskulären Ereignisse. «Moderat Trinkende» (definiert als Personen, die regelmässig Alkohol konsumieren, dabei aber die empfohlene Maximalmenge von zwei (Frauen) beziehungsweise drei (Männer) Trinkeinheiten pro Tag nicht überschreiten) schneiden für fast alle kardialen Ereignisse signifikant besser ab als «dauerhaft Abstinente», «ehemalige Trinkende» oder «gelegentlich Trinkende». Nur beim plötzlichen Herztod war das Risiko von «dauerhaft Abstinenten» und «gelegentlich Trinkenden» vergleichbar mit demjenigen von «moderat Trinkenden», und deutlich geringer als dasjenige von «ehemaligen Trinkenden» und «übermässig Trinkenden». Kaum Unterschiede ergaben sich beim ischämi­schen Hirninfarkt, der Subarachnoidalblutung, der transito­rischen ischämischen Attacke und der Hirnblutung. Einzig die «übermässig Trinkenden» erlitten häufiger eine Hirnblutung als die anderen Gruppen. Bei peripheren Durchblutungs­stö­rungen waren «moderat Trinkende» am wenigsten gefährdet, das höchste Risiko für ein abdominales Aortenaneurysma weisen «nicht Trinkende» und «ehemalige Trinkende» auf.

Anhand dieser Studie kann interessanterweise gezeigt werden, dass die unterschiedlichen Ergebnisse verschiedener bis jetzt veröffentlichter Studien möglicherweise darauf zurückzuführen sind, dass das Zusammenfassen der unterschiedlichen kardio­vaskulären Ereignisse in einen einzigen, kombinierten Endpunkt je nach untersuchter Population andere Ergebnisse liefern kann. Ob die Studie jedoch neue Erkenntnisse liefert, welche für den Alltag in der Grundversorgung von Bedeutung sind, darf bezweifelt werden. Im Grossen und Ganzen kommen die «moderat Trinkenden» besser oder mindestens gleich gut weg wie alle anderen Gruppen. Deshalb gibt es aus kardio­vaskulärer Sicht wohl kaum etwas gegen zwei Glas Wein im Tag einzuwenden.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 21 -- No. 4
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Alkohol und kardiovaskuläres Risiko ( 2017)