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Nutzen der Tonsillektomie bei rezidivierenden Infekten fraglich
- m -- Morad A, Sathe NA, Francis DO et al. Tonsillectomy versus watchful waiting for recurrent throat infection: a systematic review. Pediatrics 2017 (Februar); 139: e20163490 [Link]
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 21 (2017)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 13. Juni 2017 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Ob bei Kindern mit häufigen pharyngealen Infekten (mindestens 3 pro Jahr in den 3 vorangehenden Jahren) die Tonsillektomie bessere Resultate ergibt als beobachtendes Zuwarten ist nicht endgültig geklärt. Für diese systematische Übersicht suchten Forschende der amerikanischen Vanderbilt-Universität Vergleichs-Studien, in denen die Tonsillektomie bei solchen Kindern mit einem exspektativen Vorgehen verglichen worden war und die gewisse minimale Qualitätskriterien erfüllten.
Für den Zeitraum von 1980 bis 2016 wurden insgesamt sieben Studien gefunden, vier randomisierte Studien und drei Kohorten-Studien. Aufgrund der starken Heterogenität der Studien konnte keine Meta-Analyse durchgeführt werden, die Resultate wurden deshalb nur beschreibend zusammengefasst. Die Zahl der pharyngealen Infekte nahm im Verlaufe der Zeit in beiden Gruppen ab, allerdings war die Anzahl Tage mit «Halsschmerzen» im ersten Jahr nach Tonsillektomie etwas geringer als wenn nicht operiert worden war. Im ersten Jahr nach Tonsillektomie konnten auch etwas seltener Infekte mit Streptokokken der Gruppe A nachgewiesen werden, und es resultierten etwas weniger ärztliche Kontakte sowie Schulabsenzen. Die Kinder nach Tonsillektomie profitierten jedoch nur vorübergehend, ab dem zweiten Jahr nach dem Eingriff konnten die beschriebenen Vorteile nicht mehr nachgewiesen werden. Obwohl sich die Studienverantwortlichen auf die qualitativ besten Studien beschränkten, die zu dieser Fragestellung zu finden waren, wurde der Evidenzgrad der Resultate als höchstens niedrig bis mittel beurteilt.
Es ist interessant, dass diese uralte Frage noch immer nicht mit qualitativ hochstehenden Studien ohne Risiko für systematische Fehler beantwortet werden kann. Die Studienverantwortlichen kommentieren ausführlich die verschiedenen Schwächen der untersuchten Studien. So seien beispielsweise Kinder mit stärkeren Symptomen häufig auf Druck der Eltern primär operiert und so systematisch nicht im Rahmen der Studien berücksichtigt worden. Auch sei die Rücklaufquote und die Verlässlichkeit beim Ausfüllen der Verlaufstagebücher sehr schlecht gewesen. Trotzdem darf anhand dieser systematischen Übersicht wohl gefolgert werden, dass der langfristige Nutzen einer Tonsillektomie hinsichtlich rezidivierender Infekte im Pharynxbereich gering bis inexistent ist.
Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi
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