infomed-screen
Vorhofflimmern: ein kardiovaskulärer Risikofaktor
- m -- Odutayo A, Wong CX, Hsiao AJ et al. Atrial fibrillation and risks of cardiovascular disease, renal disease, and death: systematic review and meta-analysis. BMJ 2016; 354: i4482 [Link]
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 21 (2017)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 25. Januar 2017 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Ein Vorhofflimmern geht mit einem erhöhten Risiko für Hirnschläge und Sterblichkeit einher. Ein Zusammenhang mit weiteren kardiovaskulären Ereignissen wird vermutet, ist aber weniger klar belegt. Zur Klärung dieser Frage wurden Kohortenstudien, in denen mindestens je 50 Erwachsene mit und ohne Vorhofflimmern über mindestens 6 Monate beobachtet worden waren, einer Meta-Analyse unterzogen. Um differenzierte Aussagen zu verschiedenen Personengruppen machen zu können, wurden die Studien zusätzlich stratifiziert nach Selektionsmethode, Publikationsjahr, Beobachtungsdauer, Erfassungsmethode des Vorhofflimmerns und Qualität der Korrektur für Störfaktoren ausgewertet. Bei letzterem galt eine Korrektur für Alter, Geschlecht und vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Mindestanforderung.
104 Studien mit über 9,6 Millionen Personen – davon 587'867 (6,1%) mit Vorhofflimmern – erfüllten die Selektionskriterien. Vorhofflimmern war mit einer um 46% erhöhten Mortalität assoziiert, was 3,8 zusätzlichen Todesfällen auf 1000 Personenjahre (PJ) entspricht. Kardiovaskuläre Todesfälle und kardiovaskuläre Ereignisse insgesamt waren rund doppelt so häufig, Hirnschläge 2,4-mal häufiger (plus 3,6 Fälle/1000 PJ). Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit war 61%, dasjenige für einen plötzlichen Herztod 88% höher. Am höchsten war das Risiko für eine Herzinsuffizienz, welche bei Vorhofflimmern gar fünfmal häufiger auftrat (plus 11,1 Fälle/1000 PJ). Auch das Risiko für eine chronische Niereninsuffizienz oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit war leicht erhöht. Alle diese Zusammenhänge konnten dank der grossen Anzahl Personen statistisch eindeutig belegt werden und waren in den verschiedenen stratifizierten Untergruppen praktisch identisch. Die einzige wichtige Ausnahme betraf die Antikoagulation: je mehr Personen mit Vorhofflimmern in einer Studie antikoaguliert waren, desto geringer war der Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und erhöhter Mortalität.
Die statistische Assoziation von Vorhofflimmern mit kardiovaskulären Erkrankungen ist nun sehr gut dokumentiert. Das sagt aber nichts über einen kausalen Zusammenhang aus; wahrscheinlich ist Vorhofflimmern lediglich ein Marker für einen gewissen Schweregrad der jeweiligen Herzkrankheit. So gesehen erstaunt es nicht, dass die Wiederherstellung des Sinusrhythmus an der Prognose wenig ändert. Wichtig ist bei Vorhofflimmern gemäss allgemeinem Konsens nur die Antikoagulation bei einem CHA2DS2-VASC Score von 2 oder mehr entsprechend den gängigen Richtlinien; in der vorliegenden Studie war bei einem Vorhofflimmern die Gesamtmortalität mit Antikoagulation denn auch geringer als ohne. Der Nutzen der Antikoagulation bei Vorhofflimmern ist ja auch aufgrund randomisierter Studien bestens etabliert.
Zusammengefasst und kommentiert von Markus Häusermann
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 21 -- No. 1
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Vorhofflimmern: ein kardiovaskulärer Risikofaktor ( 2017)
Login
infomed-screen abonnieren
Aktueller infomed-screen-Jahrgang
pharma-kritik abonnieren
100 wichtige Medikamente
Passwort beantragen
infomed mailings
-
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997