Wirksame HIV-Therapie: Pneumocystis-Prophylaxe unnötig
- k -- Furrer H, Egger M, Opravil M et al. Discontinuation of primary prophylaxis against Pneumocystis carinii pneumonia in HIV-1-infected adults treated with combination antiretroviral therapy. Swiss HIV Cohort Study. N Engl J Med 1999 (29. April); 340: 13 [Link]
- Kommentar: René Jaccard
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 1. Juli 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Zur Prophylaxe einer Pneumocysitis-carinii-Pneumonie bzw. einer Toxoplasma-gondii-Enzephalitis erhalten HIV-Infizierte mit niedrigen CD4-Werten Cotrimoxazol (Bactrim® u.a.), Pentamidin (Pentacarinat®) oder Dapson (Dapsonum®). Eine kombinierte antiretrovirale Therapie erhöht die CD4-Lymphozyten innerhalb einiger Wochen. In dieser Studie wurde untersucht, ob eine wirksame antiretrovirale Therapie erlaubt, die Primärprophylaxe gegen Pneumocystis- bzw. Toxoplasma-Infekte abzusetzen.
Methoden
In diese Schweizer Multizenterstudie wurden von Juni 1997 bis Januar 1999 HIV-positive Personen eingeschlossen, die unter einer kombinierten antiretroviralen Therapie während mindestens 12 Wochen über 200 CD4-Lymphozyten/mm3 aufwiesen. Bei diesen wurde die Primärprophylaxe gegen Pneumocystis- bzw. Toxoplasma-Erkrankungen sistiert. Primärer Endpunkt der Studie war das Auftreten einer Pneumocystis-Pneumonie, sekundärer Endpunkt eine Toxoplasma-Enzephalitis.
Ergebnisse
262 Personen (177 Männer, 85 Frauen) wurden in die Studie aufgenommen. Bis zum Schluss der Studie konnten die Daten von 242 Personen ausgewertet werden. Davon wiesen 121 IgG-Antikörper gegen Toxoplasma auf. Während der Beobachtungszeit trat kein einziger Fall einer durch Pneumocystis bzw. Toxoplasma verursachten Infektion auf. Zum Vergleich: In einer schweizerischen Kohortenstudie (1990–1994) mit 3099 HIV-Infizierten erkrankten jährlich von 100 Personen mit CD4-Werten unter 200/mm3 6 an einer Pneumocystis-Pneumonie und 16 an einer Toxoplasma-Enzephalitis.
Schlussfolgerungen
Wenn mit einer kombinierten antiretroviralen Therapie ein anhaltender Anstieg der CD4-Werte auf über 200 bzw. auf 14% aller Lymphozyten erreicht wird, so kann auf eine Primärprophylaxe gegen Pneumocystis carinii bzw. Toxoplasma gondii verzichtet werden.
TeilnehmerInnen der schweizerischen HIV-Kohortenstudie konnten unter erfolgreicher antiviraler Therapie die Pneumocystis-carinii-Primärprophylaxe bei anhaltender Surrogatmarker-Besserung – CD4-Zellwiederanstieg über 200 (bzw. 14%) – ohne fassbares Risiko stoppen. Die Hemmung der HI-Virusreplikation kann demzufolge helfen, einmal verlorengegangene Immunabwehrkräfte wiederaufzubauen: Eine Bestätigung mehr, dass Hoffnungen in anhaltende Besserung durch die aufwendigen Virusmedikamente berechtigt sind. Gezeigt wird auch, dass für Wissenschaft und tägliche Praxis relevante Forschung entsteht, wenn Superspezialisten, Betroffene und BetreuerInnen an der Basis optimal zusammenarbeiten.
René Jaccard
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