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Memantin und Vitamin E bei Alzheimer-Demenz enttäuschend
- r -- Dysken MW, Sano M, Asthana S et al. Effect of vitamin E and memantine on functional decline in Alzheimer disease. JAMA 2014 (1. Januar); 311: 33-44 [Link]
- Zusammenfassung: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 18 (2014)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 10. April 2014 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Bisherige Untersuchungen haben teilweise widersprüchliche Resultate von Memantin (Axura®, Ebixa®) und Vitamin E (Alpha-Tocopherol) bei leichter bis mittelschwerer Demenz ergeben. Ziel der vorliegenden Doppelblindstudie («TEAM-AD») war es, die Auswirkungen dieser beiden Medikamente auf Alltagsfunktionen über längere Zeit zu untersuchen. Dies erfolgte anhand einer Bewertungsskala mit 78 Punkten (Alzheimer’s Disease Cooperative Study/Activities of Daily Living, ADCS-ADL). Die 613 teilnehmenden Kranken (97% Männer), alle mit einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz und zudem bereits mit einem Cholinesterasehemmer behandelt, wurden nach dem Zufall vier Gruppen zugeteilt. Diese erhielten nur Memantin (20 mg/Tag + Placebo), nur Vitamin E (2000 E/Tag + Placebo), beide Medikamente kombiniert oder nur Placebos. Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug knapp 2,3 Jahre. Als primärer Endpunkt war die Abnahme der Punktezahl auf der ADCS-ADL-Skala definiert. Sekundär wurden auch kognitive Veränderungen beurteilt.
Im Durchschnitt nahm die ADCS-ADL-Punktezahl unter Vitamin E allein am wenigsten ab (um knapp 14 Punkte); in den anderen aktiv behandelten Gruppen betrug die Abnahme rund 15 Punkte, in der Placebo-Gruppe knapp 17 Punkte. Zwischen dem Resultat der Vitamin-E-Gruppe und demjenigen der Placebo-Gruppe ergibt sich ein statistisch signifikanter Unterschied von 3,15 Punkten (95%-Vertrauensintervall 0,92-5,39). Memantin allein oder die Kombination der beiden Medikamente hatten keine signifikant bessere Wirkung als Placebo. Die mittels einer Reihe von Testbatterien untersuchten kognitiven Funktionen veränderten sich in den aktiv behandelten Gruppen in ähnlichem Ausmass wie in der Placebo-Gruppe. Altersentsprechend kam es in allen Gruppen sehr oft zu unerwünschten Ereignissen (besonders: Stürze, Blutungen, Infekte). In den Gruppen, die Memantin erhielten, waren Infekte häufiger als unter Placebo. Auch die Mortalität war in der Memantin-Gruppe etwas höher (nicht signifikant).
Obwohl die Studienverantwortlichen zum Schluss kommen, Vitamin E sei nützlich («beneficial») bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz, halte ich das Studienresultat durchaus nicht für relevant. Nur schon die Tatsache, dass das Vitamin in Kombination mit Memantin keinen signifikanten Effekt gezeigt hat, spricht gegen eine echte Wirkung. Auch dass Vitamin E den kognitiven Abbau nicht aufhalten konnte, enttäuscht. Schadet Vitamin E in der verwendeten Dosierung? Wohl kaum. Dennoch würde ich mein Verhalten für unredlich halten, wenn ich jemandem Vitamin E als quasi wirksam verschreiben würde.
Zusammengefasst und kommentiert von Etzel Gysling
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Memantin und Vitamin E bei Alzheimer-Demenz enttäuschend ( 2014)
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