Eisenmangel ohne Anämie behandeln?
- r -- Vaucher P, Druais PL, Waldvogel S et al. Effect of iron supplementation on fatigue in nonanemic menstruating women with low ferritin: a randomized controlled trial. CMAJ 2012 (7. August); 184: 1247-54 [Link]
- Zusammenfassung: Peter Schläppi
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 10. Dezember 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Eine Forschungsgruppe aus der Romandie und Frankreich untersuchte die Frage, ob menstruierende Frauen mit sonst nicht erklärter Müdigkeit, welche ein Hämoglobin von 12 g/dl oder mehr und ein Serumferritin von weniger als 50 mcg/l aufweisen, von einer oralen Eisentherapie profitieren. Der primäre Endpunkt war der auf einer psychologischen 40-Punkte-Skala («Current and Past Psychological Scale» = CAPPS) gemessene Grad der Müdigkeit.
198 Frauen wurden in 44 französischen Allgemeinpraxen in die Studie aufgenommen. Nach dem Zufall erhielten sie einmal täglich entweder 80 mg Eisensulfat (z.B. Tardyferon®) oder Placebo. Nach 12-wöchiger Behandlung konnten noch 55 unter Eisensulfat und 66 unter Placebo ausgewertet werden. Auf der CAPPS besserte sich die Bewertung in beiden Gruppen, in der Verumgruppe durchschnittlich um 12 Punkte, in der Placebogruppe um 8 Punkte. Dies entspricht einer signifikanten Abnahme der Müdigkeit um 19%. Eine Verbesserung der Lebensqualität konnte dagegen nicht nachgewiesen werden. In der Verumgruppe stiegen das Hämoglobin um durchschnittlich 0,3 g/dl und das Ferritin um 11 mcg/l, während sich diese Werte in der Placebogruppe praktisch nicht änderten.
Die Studienverantwortlichen empfehlen, dass menstruierende, Frauen mit unerklärter Müdigkeit, ohne Anämie aber mit einem Ferritin von unter 50 mcg/l Eisensupplemente erhalten und nach sechs Wochen nachkontrolliert werden sollten.
Auch diese Untersuchung beantwortet die gestellte Frage nicht befriedigend, zu gross sind die Fragezeichen an die Studie selber: z.B. wie die Praxen ausgewählt und wie andere Ursachen für die Müdigkeit ausgeschlossen wurden, hinsichtlich Verzerrungen durch die hohe «drop-out»-Rate oder wieweit die Studie wirklich unabhängig von den finanzierenden Firmen war. Zudem waren der Placeboeffekt bedeutend, der Vorteil der Eisentherapie hinsichtlich Müdigkeit klinisch-praktisch eher bescheiden und der Effekt auf die Lebensqualität fehlend. Etwas verlässlichere Daten haben kürzlich Krayenbühl et al.1 geliefert, die eine Eisensubstitution in dieser Situation erst vorschlagen, wenn das Ferritin unter 15 mcg/l liegt.
Zusammengefasst von Peter Schläppi
1 Krayenbühl PA, Battegay E, Breymann C et al. Intravenous iron for the treatment of fatigue in nonanemic, premenopausal women with low serum ferritin concentration. Blood 2011 (22 September); 118: 3222-7
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