Auswirkung von Verhütung auf die Müttersterblichkeit weltweit
- a -- Saifuddin A, Qingfeng L, Li L et al. Maternal deaths averted by contraceptive use: an analysis of 172 countries. Lancet 2012 (14. Juli); 380: 111-25 [Link]
- Zusammenfassung: Anne Witschi
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 10. Dezember 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
358'000 Frauen und 3 Millionen Neugeborene sterben jährlich während oder unmittelbar nach der Geburt oder infolge von Abtreibungen. Die häufigsten Gründe sind Blutungen, Infektionen, Geburtsstillstände und Gestosen. Die «Safe Motherhood Initiative» von WHO, Weltbank und UNO propagiert die Familienplanung als Massnahme, um die Müttersterblichkeit in Drittweltländern zu reduzieren. Schätzungen aus den Achtzigerjahren zeigen, dass die Müttersterblichkeit um bis zu 60% reduziert werden kann, wenn Schwangerschaften bei Frauen unter 20, bei Frauen über 40 Jahren und bei Frauen mit fünf oder mehr Kindern verhindert werden. In dieser Studie wurde die Auswirkung einer Schwangerschaftsverhütung auf die Müttersterblichkeit in 172 Ländern untersucht, wobei Entwicklungsländer und industrialisierte Länder eingeschlossen wurden. Soziodemographische Daten, Mortalitätsdaten und Daten über Fruchtbarkeit und die Anwendung von Verhütungsmethoden wurden aus WHO- und UN-Datenbanken extrahiert. Der Effekt der Familienplanung auf die Müttersterblichkeit wurde auf zwei Arten errechnet: Einerseits wurde die Häufigkeit von Sterbefällen mit der Anzahl erwarteter Todesfälle bei unterschiedlichem Gebrauch von Verhütungsmethoden verglichen, andererseits wurde der Rückgang der Müttersterblichkeit mit der Anzahl verhinderter Geburten in Beziehung gesetzt.
Die Hochrechnungen ergaben, dass im Jahr 2008 722 Millionen sexuell aktive Frauen im gebärfähigen Alter Verhütungsmittel gebraucht hatten. Dadurch wurden 272'040 mütterliche Todesfälle verhindert, was einer durchschnittlichen Reduktion von rund 45 Prozent (7% bis 61%) entspricht. Die Anzahl verhüteter Todesfälle war in denjenigen Regionen, in welchen über 60 Prozent der Frauen verhüten (z.B. Brasilien, China, Indien, Indonesien und Südafrika), wesentlich höher als dort, wo weniger als 30 Prozent der Frauen Verhütung betreiben (z.B. Afghanistan, demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Nigeria, Pakistan, Sudan und Tanzania). Bei einer Verhütungsrate von 65 Prozent und mehr scheint die Müttersterblichkeit nicht weiter zu sinken. Welche Risikofaktoren durch Schwangerschaftsverhütung im Besonderen eliminiert werden, konnte in dieser Studie nicht eruiert werden.
Diese Studie besteht aus Modellrechnungen, welche auf Datenbanken basieren und die Realität wegen der Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle möglicherweise ungenügend abbilden. Die Senkung der Anzahl komplizierter Geburten ist ein indirekter Effekt der Familienplanung. Es wäre auch interessant gewesen zu erfahren, welche Risikofaktoren durch die Schwangerschaftsverhütung reduziert werden, um gezielt dort ansetzen zu können, wo die Wirkung einer Intervention am grössten ist. Die Studie gibt zudem keine Auskunft über die verwendeten Verhütungsmethoden. Auch damit könnte man möglicherweise Erkenntnisse darüber gewinnen, welche Art der Verhütung wo funktioniert, um später einen besseren Zugang zu akzeptablen Verhütungsmethoden zu gewähren.
Zusammengefasst von Anne Witschi
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