Wirkt Cannabis bei multipler Sklerose?
- r -- Corey-Bloom J, Wolfson T, Gamst A et al. Smoked cannabis for spasticity in multiple sclerosis: a randomized, placebo-controlled trial. CMAJ 2012 (10.Juli); 184: 1143-50 [Link]
- Zusammenfassung:
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 10. Dezember 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Spastizität ist ein häufiges Symptom der multiplen Sklerose und meist schwer zu beeinflussen. Bisher wurde in Studien die Wirkung oral verabreichter Cannabinoide auf die Spastizität untersucht. Viele MS-Kranke ziehen aber die Wirkung von inhaliertem Cannabis vor. In der aktuellen Studie wurden Personen mit multipler Sklerose und einer Spastizität von mindestens drei Punkten auf einer Skala von 0 bis 5 untersucht. In einer ersten Behandlungsphase erhielten sie nach dem Zufall Zigaretten mit Cannabis bzw. Placebo für drei Tage. Nach einer elftägigen Auswaschphase wechselten sie auf das andere Produkt. Endpunkt war die Spastizität an mehreren Gelenken.
Von 196 Personen konnten nach einem aufwendigen Screening nur 37 randomisiert werden und 30 beendeten die Studie. Bei einem Ausgangswert von durchschnittlich neun Punkten von 30 möglichen im verwendeten Score nahm die Spastizität unter Cannabis signifikant stärker ab als unter Placebo (um 2,7 Punkte mehr). Die Resultate sind mit denen einer oralen Cannabinoidbehandlung vergleichbar. Fünf von sieben Versuchspersonen brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab. Die kognitiven Fähigkeiten waren unter Cannabis signifikant vermindert.
Der beobachtete Nutzen von inhaliertem Cannabis war relativ klein und entsprach etwa demjenigen von oralen Cannabinoiden. Die kleine Fallzahl und dass mehrere Versuchspersonen bereits Erfahrungen mit Cannabis hatten, relativiert das Ergebnis dieser Studie weiter. Obwohl die Behandlung der Spastizität oft frustrierend ist, kann man MS-Kranke aufgrund dieser Studie kaum zu einem Joint ermuntern. Ob weitere Studien mit dieser Fragestellung, welche in der Arbeit gefordert werden, mehr bringen, ist in Anbetracht der bescheidenen Wirksamkeit und der gleichzeitig verminderten Kognition fraglich.
Zusammengefasst von Peter Koller
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