Begünstigen Kalziumantagonisten die Demenzentwicklung?
- k -- Maxwell CJ, Hogan DB, Ebly EM. Calcium-channel blockers and cognitive function in elderly people: results from the Canadian Study of Health and Aging. CMAJ 1999 (7. September); 161: 501-6 [Link]
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 10
Publikationsdatum: 1. November 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Eine Hypertonie gilt als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz. In der vorliegenden prospektiven Kohortenstudie wurde mit besonderem Augenmerk auf die Kalziumantagonisten der Einfluss der verschiedenen Antihypertensiva auf die Entwicklung einer Demenz untersucht.
Methoden
Im Rahmen der 10'263 Männer und Frauen über 65 Jahre umfassenden «Canadian Study of Health and Aging» wurde bei 205 Personen mit behandelter Hypertonie, welche initial keine Zeichen einer Demenz zeigten, bei Studienbeginn 1991/1992 und 5 Jahre später ein modifizierter Mini-Mental-Status durchgeführt. Eine Abnahme der Punktezahl um mindestens 10 von 100 möglichen Punkten im Verlauf wurde als kognitive Beeinträchtigung gewertet.
Ergebnisse
38 der 205 Personen (18%) entwickelten in den fünf Beobachtungsjahren eine Demenz. Wer mit Diltiazem (Dilzem® u.a.) oder Verapamil (Isoptin® u.a.) behandelt wurde, war im Verlauf rund viermal häufiger von einer kognitiven Verschlechterung betroffen als Personen unter Betablockern. Unter Dihydropyridinen (Nifedipin; Adalat® u.a.) war im Vergleich mit Betablockern sowohl das Demenzrisiko als auch das Todesfallrisiko erhöht. Unter allen anderen Antihypertensiva (ACE-Hemmer, Diuretika und andere) nahm die kognitive Leistung nicht stärker ab als unter Betablockern. Personen, die Kalziumantagonisten einnahmen, mussten während der Beobachtungsperiode häufiger als andere in eine Pflegeinstitution eintreten.
Schlussfolgerungen
Die vorliegenden Resultate bestätigen die Resultate einiger früherer Studien, wonach bei älteren Hypertoniekranken unter Kalziumantagonisten Demenzen gehäuft sind. Ein möglicher Mechanismus ist die Verschlechterung der Hirndurchblutung in Arealen mit gestörter Gefässautoregulation. Das Resultat der vorliegenden Arbeit muss an einem grösseren Kollektiv noch bestätigt werden.
Für die Annahme, dass Antihypertensiva grundsätzlich der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken, gibt es gute biologische Gründe und auch einige Studiendaten. Ob nun Kalziumantagonisten eine Ausnahme darstellen? Die bisher vorliegenden Daten sind widersprüchlich. Die hier rapportierte Studie sowie eine weitere Studie, in der auch zerebrale Kernspintomogramme durchgeführt wurden,1 sprechen für eine negative Auswirkung der Kalziumantagonisten. Die Syst-Eur-Studie dagegen, in der als antihypertensive Basistherapie Nitrendipin (Baypress®) eingesetzt wurde, zeigte eine signifikante Reduktion der Demenzhäufigkeit unter aktiver Behandlung.2 Es ist zu hoffen, dass diese Frage im Rahmen der zahlreichen noch laufenden Studien mit Kalziumantagonisten beantwortet werden kann.
Etzel Gysling1 Heckbert SR, Longstreth WT, Psaty BM et al. The assosciation of antihypertensiveagents with MRI white matter findings and with Modified Mini-Mental StateExamination in older adults. J Am Geriatr Soc 1997; 45: 1423-33
2 Forette F, Seux ML, Staessen JA et al. Prevention of dementia in randomiseddouble-blind placebo-controlled Systolic Hypertension in Europe (Syst-Eur) trial.Lancet 1998; 352: 1347-51
Standpunkte und Meinungen
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