infomed-screen
Leberzirrhose: Diagnose mit Klinik und Routinelabor
- m -- Udell JA, Wang CS, Tinmouth J et al. Does this patient with liver disease have cirrhosis? JAMA 2012 (22./ 29. Februar); 307: 832-42 [Link]
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 20. Juni 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Bei einer Leberzirrhose sind besondere Abklärungen und gegebenenfalls Behandlungen notwendig, um Komplikationen zu vermeiden. Ziel der Studienverantwortlichen war, verlässliche Kriterien zur Diagnose einer Leberzirrhose – auf Klinik und Routinelabor basierend – zu identifizieren. Für die Meta-Analyse wurden Studien ausgewählt, in welchen die Treffsicherheit von klinischen Kriterien, einfachen Laborparametern und daraus gebildeten kombinierten Scores zur Diagnose einer Leberzirrhose beurteilt wurde; als Goldstandard für die Diagnose diente immer die Leberbiopsie. Aus den publizierten Rohdaten der einzelnen Studien wurden für jeden Parameter Sensitivität, Spezifität sowie positive und negative «Likelihood Ratios» (LR) errechnet.
86 Publikationen erfüllten die Kriterien für die Meta-Analyse. Bei der Anamnese machte einzig das Vorhandensein eines Diabetes eine Zirrhose signifikant wahrscheinlicher (LR 2,8); alle anderen Kriterien einschliesslich des Alkoholkonsums halfen nicht zur Diagnose. Am besten korrelierten Aszites, Spidernaevi, eine Thrombozytenzahl unter 160‘000/mcl und eine verlängerte Prothrombinzeit mit dem Vorliegen einer Zirrhose, was sich in einer hohen Spezifität und kleinen Streubreite ausdrückte. Hilfreich waren ausserdem verschiedene Indizes, unter anderen der Quotient ASAT/ALAT (über 1,0 bei Zirrhose), und der «Bonacini cirrhosis discriminant score», der zusätzlich Thrombozytenzahl und Prothrombinzeit (als INR ausgedrückt) einbezieht. Jedoch genügten weder das Fehlen einzelner anamnestischer und klinischer Kriterien noch negative kombinierte Indizes zum Ausschluss einer Zirrhose. Die Studienverantwortlichen folgern, dass man bei hoher Wahrscheinlichkeit einer Zirrhose anhand von Klinik und Labor auf die möglicherweise gefährliche Leberbiopsie verzichten darf.
Anhand der vorliegenden Studie werden die schon seit Jahrzehnten bekannten und in jedem Lehrbuch nachzulesenden klinischen und laborbasierten Kriterien für eine Leberzirrhose statistisch validiert. Leider sind diese von der klinischen Realität inzwischen überholt worden: sicher wird niemand mehr eine Lebererkrankung ohne Doppler-Ultraschall abklären. Dieser liefert präzise Befunde zu Morphologie und Hämodynamik, insbesondere zur Diagnose eines Pfortaderhochdrucks. Eine gute Übersicht diesbezüglich ist kürzlich in der Zeitschrift «Ultraschall in der Medizin» publiziert worden.1,2 Ein Grund mehr, dass man zur Diagnose der Leberzirrhose zumindest bei bekannter Ursache auf die Leberbiopsie oft verzichten kann.
Zusammengefasst von Markus Häusermannn
1 Berzigotti P, Piscaglia A. Ultraschall bei Pfortaderhochdruck - Teil 1. Ultraschall Med 2011 (Dezember); 32: 548-571
2 Berzigotti P, Piscaglia A. Ultraschall bei Pfortaderhochdruck - Teil 2 (mit EFSUMB-Guidelines). Ultraschall Med 2012 (Februar); 33: 8-32
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 16 -- No. 3
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Leberzirrhose: Diagnose mit Klinik und Routinelabor ( 2012)
Login
infomed-screen abonnieren
Aktueller infomed-screen-Jahrgang
pharma-kritik abonnieren
100 wichtige Medikamente
Passwort beantragen
infomed mailings
-
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997