Alkohol für das Diabetikerherz?
- k -- Valmadrid CT, Klein R, Moss SE et al. Alcohol intake and the risk of coronary heart disease mortality in persons with older-onset diabetes mellitus. JAMA 1999 (21. Juli); 282: 239-46 [Link]
- Kommentar: Peter Diem
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. September 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mässiger Alkoholkonsum scheint die kardiovaskuläre Sterblichkeit zu reduzieren. Die Daten der «Wisconsin Epidemiologic Study of Diabetic Retinopathy» wurden nachträglich in Hinblick auf einen entsprechenden Zusammenhang bei Diabeteskranken analysiert.
Methoden
Für die Analyse wurden aus der erwähnten Studie Diabeteskranke ausgewählt, deren Krankheit sich nach dem 30. Lebensjahr manifestiert hatte. 983 Personen hatten 2mal, im Abstand von etwa 5 Jahren, über ihre Trinkgewohnheiten berichtet. Sie wurden entsprechend der konsumierten Alkoholmenge in fünf Gruppen eingeteilt: 1. Abstinente, 2. weniger als 2 g/Tag (maximal 1 Glas/Woche), 3. 2-13 g/Tag (mindestens 1 Glas/Woche), 4. 14-28 g/Tag (1 bis 2 Glas/Tag), 5. mehr als 28 g/Tag (mehr als 2 Glas/Tag). Die koronare Mortalität war von 1984/86 bis Ende 1996 erfasst worden.
Ergebnisse
Etwa 56% der erfassten Personen wiesen einen insulinabhängigen Diabetes auf, rund 45% waren Männer. Während der Beobachtungszeit wurden 198 koronare Todesfälle registriert. Umgerechnet wären insgesamt auf 1'000 Personen jährlich 28 an einem koronaren Ereignis gestorben, von den Abstinenten jedoch deutlich mehr (rund 40/1'000). Im Vergleich mit den Abstinenten hatten Personen mit mässigem Alkoholkonsum ungefähr die Hälfte, solche mit reichlicherem Alkoholkonsum etwa ein Viertel der koronaren Mortalität. Die Alkoholmenge war somit reziprok mit dem Risiko eines koronaren Todes verbunden. Die Berücksichtigung verschiedener koronar wirksamer Variablen hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse.
Schlussfolgerungen
Bei Personen mit einem Diabetes, der erst nach 30 manifest wurde, scheint sich der Alkoholkonsum im Sinne einer Senkung der koronaren Mortalität vorteilhaft auszuwirken.
Leichter bis mässiger Alkoholkonsum ist mit einer verminderten kardiovaskulären Mortalität assoziiert. Die dazu publizierten Daten stammen allerdings aus gemischten Populationen mit einem meist geringen Anteil an Diabeteskranken und es war bisher unklar, inwiefern dies auch auf Diabetespatientinnen und -patienten übertragbar ist. Die vorliegende Studie zeigt erstmals analoge Resultate für Diabeteskranke. Daten über die Gesamtmortalität werden allerdings nicht angegeben! Damit kann sicher auch bei Diabeteskranken leichter bis mässiger Alkoholkonsum toleriert werden. Den Status einer wünschenswerten protektiven Massnahme wird der Alkoholkonsum damit allerdings nicht erreichen. Für die Betreuung von Diabetikerinnen und Diabetikern ist weiter daran zu denken, dass bereits mässiger Alkoholkonsum die hepatische Glukose-Produktion hemmt und dass dadurch unter Alkoholkonsum das Hypoglykämie-Risiko ansteigt.
Peter Diem
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