Auch mit wenig Alkohol mehr Brustkrebs
- k -- Chen WY, Rosner B, Hankinson SE et al. Moderate alcohol consumption during adult life, drinking patterns, and breast cancer risk. JAMA 2011 (2. November); 306: 1884-90 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Sabin Allemann
- infomed screen Jahrgang 16 (2012)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 29. Februar 2012 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Bekanntermassen geht ein hoher Alkoholkonsum mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einher. Unklar ist aber, ob auch kleine Mengen Alkohol das Brustkrebsrisiko beeinflussen und ob der Zeitpunkt der Alkoholexposition oder das Trinkmuster eine Rolle spielen. Diesen Fragen ging man in der vorliegenden Teilstudie der «Nurses' Health Study» nach.
Methoden
Im Rahmen der «Nurses' Health Study» füllten amerikanische Pflegefachfrauen ab 1976 alle zwei Jahre Fragebogen aus zu Lebensgewohnheiten, welche Risikofaktoren für Krebserkrankungen oder für das kardiovaskuläre System darstellen. Ab dem Jahr 1980 lagen Daten zum durchschnittlichen täglichen Alkoholkonsum vor (angegeben in Gramm reinem Alkohol pro Tag). Durch Aufsummieren dieser Mengen bis ins Jahr 2006 konnte die kumulierte Alkoholmenge über den beobachteten Zeitraum berechnet werden. Für 105'986 Frauen konnte so der Zusammenhang zwischen dem Ausmass des Alkoholkonsums und dem Auftreten von Brustkrebs analysiert werden. Ab 1988 wurden detailliertere Daten erhoben, welche erlaubten, den Einfluss verschiedener Trinkmuster zu untersuchen – hier lagen die Angaben von 74'854 Frauen vor.
Ergebnisse
Bis zum Jahr 2008 traten 7'690 invasive Mammakarzinome auf. Bereits geringe Mengen von nur 5 bis 9,9 g Alkohol im Tag, was drei bis sechs Glas Wein pro Woche entspricht, führten zu einer leichten, aber doch statistisch signifikanten Erhöhung des Risikos, an einem Brustkrebs zu erkranken (relatives Risiko (RR) 1,15, 95% CI 1,06-1,24). Deutlich erhöht war das Risiko bei Frauen, die täglich mindestens 30 g Alkohol (zwei Glas Wein entsprechend) zu sich nahmen (RR 1,51). Es ergab sich eine Zunahme des Brustkrebs-Risikos um jeweils 10% pro zusätzliche 10 g Alkohol/Tag. Das Risiko korrelierte am besten mit der kumulierten Alkoholmenge, unabhängig davon, in welchem Lebensalter am meisten Alkohol konsumiert worden war. Episodisches Trinken von mehr als vier Trinkeinheiten pro Trinkgelegenheit wirkte sich besonders ungünstig aus (RR 1,21), nicht aber häufiges und regelmässiges Trinken von geringeren Mengen.
Schlussfolgerungen
Schon weniger als ein Glas Wein im Tag erhöhte das Brustkrebs-Risiko in zwar geringem aber doch eindeutigem Masse. Das Risiko hing von der kumulative Alkoholmenge ab und nahm pro zusätzliche 10 g Alkohol/Tag um rund 10% zu. Episodisches Trinken schien dabei besonders ungünstig zu sein.
Zusammengefasst von Bettina Wortmann
Die vorliegende Studie aus den USA kommt zum Schluss, dass der Alkoholkonsum etwa 10% aller Brustkrebsfälle in den USA verursacht. Es handelt sich um eine der grössten Studien zu diesem Thema mit einer langen Beobachtungszeit (28 Jahre) und detaillierter Erfassung des Alkoholkonsums. Schon ein geringer täglicher Alkoholkonsum (ein halbes bis ein ganzes Glas) erhöht das Brustkrebsrisiko, wenn auch nur geringfügig. Die Studienverantwortlichen geben deshalb zu bedenken, dass ein geringer bis moderater Alkoholkonsum das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen vermindert und beides gegeneinander abgewogen werden sollte.
Sabine Rohrmann
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