Akute Bronchitis: Antibiotika unnötig
- m -- Bent S, Saint S, Vittinghoff E et al. Antibiotics in acute bronchitis: A meta-analysis. Am J Med 1999 (Juli); 107: 62-7 [Link]
- Kommentar: Andreas U. Gerber
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. September 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Häufig wird eine akute Bronchitis mit Antibiotika behandelt. In einer früheren Arbeit konnte gezeigt werden, dass bei einer akuten Exazerbation Personen mit einer chronischen Lungenerkrankung von einer Antibiotika-Therapie profitieren. Ziel dieser Metaanalyse war es, den Stellenwert der Antibiotika-Therapie bei Personen mit akuter Bronchitis ohne zugrundeliegende Lungenerkrankung aufzuzeigen.
Methoden
Die Metaanalyse umfasste 8 randomisierte, placebokontrollierte Studien aus dem Zeitraum Januar 1966 bis April 1998, in die Personen mit akuter Bronchitis aufgenommen wurden. Folgende drei Medikamente wurden dabei mit Placebo verglichen: Erythromycin (Erythrocin® u.a.), Doxycyclin (Vibramycin® u.a.) und Cotrimoxazol (Bactrim® u.a.).
Ergebnisse
Im Durchschnitt verkürzte sich bei aktiv behandelten Personen die Dauer von Husten und Schleimproduktion um durchschnittlich eineinhalb Tage (signifikant). Oft wurden die folgenden drei Endpunkte erfasst: Anzahl Tage mit eitrigem Auswurf, Anzahl Tage mit Husten sowie die Dauer der krankheitsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz. In diesen drei Endpunkten zeigte sich bei aktiv Behandelten eine Verkürzung der Krankheitsphase um rund einen halben Tag – die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant.
Schlussfolgerungen
Erythromycin, Doxycyclin und Cotrimoxazol bringen bei Personen mit akuter Bronchitis nur einen bescheidenen klinischen Nutzen. Dieser geringe Vorteil birgt aber die Gefahr einer zunehmenden bakteriellen Resistenz in sich. Deshalb kann eine antibiotische Therapie bei ansonst gesunden Personen mit akuter Bronchitis nicht befürwortet werden.
Nicht die Autoren dieser fragwürdigen Metaanalyse stellen sich die zentrale Frage, sondern Gonzales und Sande: «What will it take to stop physicians from prescribing antibiotics in acute bronchitis?»1 In einer Zeit stetiger Zunahme von multiresistenten Pneumokokken2 sind es vor allem die Fachärzte und die Aus-, Weiter- und Fortbildenden, welche die Verantwortung übernehmen müssen: Mit wissenschaftlicher Evidenz und Überzeugungskraft müssen wir beide – antibiotikaverschreibende Praktikerinnen und Praktiker und die (potentiellen) Bronchitiskranken – von der Nutzlosigkeit einer Bronchitistherapie mit Antibiotika überzeugen! 3
Andreas Gerber1 Gonzales R, Sande M. What will it take to stop physicians from prescribingantibiotics in acute bronchitis? Lancet 1995 (18. März); 345: 665-6
2 Doern GV, Pfaller MA, Kugler K et al. Prevalence of antimicrobial resistanceamong respiratory tract isolates of Streptococcus pneumoniae in North America:1997 results from the SENTRY antimicrobial surveillance program. Clin Infect Dis1998 (Oktober); 27: 764-70
3 Gonzales R, Steiner JF, Lum A et al. Decreasing antibiotic use in ambulatorypractice: impact of a multidimensional intervention on the treatment of uncomplicatedacute bronchitis in adults. JAMA 1999 (28. April); 281: 1512-9
Standpunkte und Meinungen
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