Auch kombiniert mit Vitamin D erhöht Kalzium das kardiovaskuläre Risiko
- Zusammenfassung:
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 29. August 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
In der November/Dezember-Ausgabe 2010 dieser Zeitschrift wurde über eine Meta-Analyse berichtet, die zeigte, dass die regelmässige Einnahme von Kalziumsupplementen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko vergesellschaftet ist.1 Unklar blieb, ob auch Kombinationspräparate mit Vitamin D ein solches Risiko mit sich bringen. Die gleiche Forschergruppe hat nun Resultate der «Womená¾½s Health Initiative» (WHI) neu analysiert. Bei der WHI handelt es sich um ein grosses Projekt zur Gesundheit von Frauen nach der Menopause. Unter anderem erhielten rund 36'000 Frauen randomisiert entweder täglich 1'000 mg Kalzium und 400 IE Vitamin D oder Placebo. Falls sie zuvor schon aus eigener Initiative Kalzium und/oder Vitamin D-Präparate eingenommen hatten, durften sie dies weiterführen. Dies traf auf ungefähr die Hälfte der Frauen zu, welche somit Supplemente einnahmen, ob sie nun in der Placebo- oder Verumgruppe waren, nur in unterschiedlicher Dosierung. Wurden die Daten aller Frauen analysiert, traten in der Verumgruppe kardiovaskuläre Ereignisse nicht häufiger auf.2 In der vorliegenden Analyse wurden nur die Frauen berücksichtigt, die von sich aus keine Supplemente einnahmen, in der Placebo-Gruppe wurde also wirklich weder Kalzium noch Vitamin D eingenommen.
Wenn diese Untergruppe von Frauen aus der WHI betrachtet wurde, war das Risiko, einen Herzinfarkt («Hazard Ratio» HR 1,22) oder einen Hirnschlag zu erleiden (HR 1,17), signifikant erhöht. In einem zweiten Teil der vorliegenden Publikation wurden diese Daten mit denjenigen von zwei Studien mit derselben Fragestellung in einer Meta-Analyse zusammengefasst, was zu ähnlichen Resultaten führte. Unterschiede hinsichtlich Mortalität wurden keine festgestellt.
Auch die Kombination von Kalzium mit Vitamin D zur Behandlung der Osteoporose scheint das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse signifikant zu erhöhen. Die Daten stammen zwar aus Studien, die andere Fragestellungen hatten, und bei der Auswertung wurden neue Subgruppen gebildet; sie sind somit nur beschränkt aussagekräftig. Andererseits scheinen aber die Supplemente nur einen minimen Effekt auf die Frakturhäufigkeit zu haben, was zusätzliche Risiken kaum rechtfertigt. Bis weitere Studien vorliegen, sollten sie deshalb nur bei alimentärer Unterversorgung verschrieben werden. Ob zur Behandlung der Osteoporose neben einem Bisphosphonat weiterhin Kalzium dazugehört, muss ebenfalls anhand künftiger Studien geklärt werden.
1 Bolland MJ, Avenell A, Baron JA et al. Effect of calcium supplements on risk of myocardial infarction and cardiovascular events: meta-analysis. BMJ 2010 (29. Juli); 341: c3691
2 Hsia J, Heiss G, Ren H et al. Calcium/vitamin D supplemetation and cardiovascular events. Circulation 2007 (15. Mai); 115: 846-54
Zusammengefasst von Peter Koller
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