Kardiovaskuläre Risiken der Entzündungshemmer
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 15. Juni 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Seit dem Debakel bei der Einführung von Rofecoxib (Vioxx®) sind die kardiovaskulären Risiken der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAR) ein kontrovers diskutiertes Thema geblieben. Erhöhen COX-2-selektive Entzündungshemmer das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse besonders stark oder handelt es sich um einen Effekt, der bei allen NSAR in gleichem Masse ins Gewicht fällt? Mit einer Netzwerk-Meta-Analyse von Studien, in denen NSAR untereinander oder mit Placebo verglichen worden waren, versuchte eine Gruppe aus Bern zu zeigen, ob und welche Unterschiede zwischen den verschiedenen NSAR in dieser Frage bestehen (in einer Netzwerk-Meta-Analyse werden die in den direkten Vergleichsstudien beobachteten Unterschiede standardisiert und so auch nicht direkt verglichene Behandlungen einander indirekt gegenübergestellt).
In die Meta-Analyse aufgenommen wurden 31 Studien, 13 placebokontrollierte und 18 direkte Vergleichsstudien mit insgesamt mehr als 100'000 Untersuchten. 7 verschiedene NSAR wurden in diesen Studien untersucht, 4 COX-2-selektive (Rofecoxib, Lumiracoxib, beide nicht mehr im Handel, sowie Celecoxib = Celebrex® und Etoricoxib = Arcoxia®) sowie Naproxen (Proxen® u.a.), Diclofenac (Voltaren® u.a.) und Ibuprofen (Brufen® u.a.). Tendenziell waren kardiovaskuläre Ereignisse unter allen NSAR häufiger als unter Placebo. Signifikant waren die Unterschiede für Myokardinfarkte unter Rofecoxib, für Schlaganfälle unter Diclofenac, Lumiracoxib und Ibuprofen und für den Tod an einem kardiovaskulären Ereignis unter Diclofenac und Etoricoxib. Klare Unterschiede zwischen den einzelnen untersuchten NSAR liessen sich nicht darstellen, Naproxen scheint gemäss den Studienverantwortlichen die geringsten kardiovaskulären Risiken der untersuchten NSAR aufzuweisen.
Dass NSAR das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen, bestätigt diese neue Meta-Analyse. Klare Schlüsse bezüglich relativer Sicherheit von verschiedenen NSAR lässt sie aber höchstens begrenzt zu. Das liegt einerseits daran, dass kardiovaskuläre Ereignisse in randomisierten Studien selten auftreten, die Resultate daher grosse Unschärfen enthalten. Andererseits ist eine Netzwerk-Meta-Analyse aber ganz grundsätzlich eine problematische Methode, da auch Interventionen miteinander verglichen werden, für die es keine direkten Vergleichsuntersuchungen gibt. Dass Naproxen vergleichsweise gut abschnitt, deckt sich allerdings mit früheren Einschätzungen aus der Rofecoxib-Debatte.
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
-
Jahrgang 2025
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997