HPV-Impfung für junge Männer? (Studie 2)
HPV-Infekte sind auch bei Männern häufig und können durch die Impfung verhindert werden
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- Kommentar: Pietro L. Vernazza
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 15. Juni 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Die Häufigkeit und der natürliche Verlauf von genitalen Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) bei Männern ist bisher nur bruchstückhaft untersucht worden. In diese prospektive Kohortenstudie wurden über 4'000 erwachsene Männer aus Florida, Mexiko und Brasilien aufgenommen. 6% der Untersuchten gaben an, keine sexuellen Kontakte gehabt zu haben, 10% bezeichneten sich als homosexuell. Halbjährlich wurden bei ihnen Abstriche an Penis und Skrotum vorgenommen und diese mittels PCR auf das Vorhan- densein von HP-Viren untersucht.
Die aktuelle Publikation berichtet die Resultate der ersten 1'159 untersuchten Männer.Die Inzidenz von HPV-Infektionen war hoch: Bei 50% der Untersuchten konnte im Verlaufe der durchschnittlich 14-monatigen Beobachtungszeit mindestens eine HPV-Infektion nachgewiesen werden
(entspricht 38 Neuinfektionen pro 1'000 Personenmonate). Onkogene und nicht-onkogene HP-Viren wurden ähnlich häufig beobachtet (22 bzw. 28 Neuinfektionen pro 1'000 Personenmonate). Von den onkogenen HP-Viren wurden die Typen 16, 51, 52 und 59, von den nicht-onkogenen die Typen 6, 62, 84 und CP6108 am häufigsten nachgewiesen. Das Risiko für eine Infektion mit einem onkogenen HPV-Typ war signifikant höher für Männer, die Geschlechtsverkehr mit 50 oder mehr Frauen angaben («hazard ratio» von
HR 2,40) bzw. für homosexuelle Männer, die mit mehr als drei Partnern analen Verkehr gehabt hatten (HR 2,57).
In dieser Kohortenstudie war das Risiko für eine Neuinfektion mit einem genitalen HP-Virus bei Männern ausgesprochen gross.Eine Vielzahl von onkogenen und nicht-onkogenen HPV-Typen konnte als Ursache von genitalen Infektionen nachgewiesen werden.
Zusammengefasst von Peter Ritzmann
Eine gute Impfstrategie zielt in der Regel auf die Elimination eines Erregers in einer Population oder sogar global. Um zu diesem Ziel zu gelangen, müssen wir eine genügende Herdimmunität erreichen. Genau dieser Punkt ist jedoch ein Problem bei der Impfstrategie mit den neuen Impfstoffen gegen HPV: Die Beschränkung der Impfung auf das weibliche Geschlecht ist ein Sonderfall, der längerfristig nicht glaubhaft ist. Erst wenn kein Virus mehr übertragen wird, profitieren auch diejenigen Individuen, die keine optimale Immunität erzielen. Diese beiden Studien sind ein wichtiger Schritt zur Immunisierung der Bevölkerung lege artis.
Pietro Vernazza
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