Acetylsalicylsäure zur Krebsprävention
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 6. April 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Dass die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.a.) das Auftreten von kolorektalem Krebs reduziert, ist mit guter Evidenz belegt. Unklar bleibt jedoch, ob auch andere Krebsarten beeinflusst werden und welche minimale Einnahmedauer notwendig ist. Eine Gruppe von Forschenden aus Grossbritannien fand bei ihrer systematischen Suche acht randomisierte Studien mit insgesamt 25'570 Teilnehmenden, bei denen im Rahmen der primären oder sekundären kardiovaskulären Prävention die tägliche Gabe von ASS in prophylaktischer Dosis über durchschnittlich mindestens vier Jahre mit einer Kontrollgruppe ohne ASS verglichen worden war. Bei sieben Studien lagen die individuellen Daten von 23'535 Teilnehmenden vor und konnten so gemeinsam neu analysiert werden. Bei drei britischen Studien war es möglich, die 12'659 Teilnehmenden mit Hilfe des nationalen Todesfallregisters bis über 20 Jahre nach Ende der Studie zu verfolgen.
Nach fünf Jahren war unter ASS die Sterblichkeit an gastrointestinalen Tumoren um über 50% (HR 0,46, 95% CI 0,27–0,77) und diejenige an übrigen soliden Tumoren um 24% (HR 0,76, 95% CI 0,54–1,08) vermindert. Eine gewisse positive Wirkung liess sich schon früher vermuten, statistisch signifikante Ergebnisse wurden aber erst nach einer minimalen Einnahmedauer von fünf Jahren erzielt. Bei Auswertung der Langzeitdaten aus den drei britischen Studien reduzierte ASS das Risiko, innerhalb von 20 Jahren an einem soliden Tumor zu sterben um 20% (HR 0,80, 95% CI 0,72–0,88). Für gastrointestinale Tumoren war es gar um 35% geringer (HR 0,65, 95% CI 0,54–0,78). Das Risiko für hämatologische Malignome hingegen wurde nicht beeinflusst. ASS schien sich insgesamt günstiger auf Adenokarzinome jeglicher Lokalisation als auf andere histologische Tumortypen, wie beispielsweise Plattenepithel-Karzinome, auszuwirken.
Diese systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass die tägliche Einnahme von ASS über mindestens fünf Jahre das Risiko, an einem soliden Tumor zu sterben, deutlich vermindert – um nach 20 Jahren einen Todesfall aufgrund eines gastro-intestinalen Tumors zu verhindern, müssen rund 45 Personen so behandelt werden. Ein Nutzen dieses Ausmasses überwiegt längerfristig die leicht erhöhte Blutungsgefahr. Da ASS (wahrscheinlich aufgrund der COX-2-Hemmung) offenbar der einzige Plättchenhemmer mit dieser Wirkung ist, könnte dies für die Empfehlungen zur langfristigen Thrombozyten-Aggregationshemmung von Bedeutung sein.
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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