Zufallsbefunde radiologischer Untersuchungen bei klinischen Studien
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 24. Januar 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Wenn Zufallsbefunde bei bildgebenden Untersuchungen ohne individuelle klinische Fragestellung (beispielsweise im Rahmen von Studien) gefunden werden, sind diese schwierig zu interpretieren. Daraus resultierende Abklärungen können sich als belastend und nutzlos erweisen. In einigen Einzelfällen wurde ein grosser individueller Nutzen beschrieben, in anderen gefährliche Nebenwirkungen und grosse Kosten. Anhand der vorliegenden Studie wurde versucht, die Häufigkeit solcher Zufallsbefunde und weitergehender Abklärungen, sowie deren Nutzen und Risiko zu bestimmen. Die 1'426 Befundberichte von radiologischen Untersuchungen, welche von Januar bis März 2004 an der MayoKlinik im Rahmen von Forschungsprojekten angefertigt worden waren, wurden retrospektiv gesichtet. Bei Vorliegen eines Zufallsbefundes wurden die Betroffenen 3 Jahre nachbeobachtet. Erfolgten aufgrund des erhobenen Zufallsbefundes weitere medizinische Massnahmen, so wurde beurteilt, inwieweit diese einen Nutzen oder eine Belastung darstellten.
In 567 (40%) der 1'426 Untersuchungen konnte mindestens ein Zufallsbefund erhoben werden; insgesamt waren es 1'055, was 0,7 Zufallsbefunden pro Untersuchung entspricht. Am häufigsten wurden Zufallsbefunde im Rahmen von Abdomen-CT (bei 61% der Untersuchungen) erhoben, aber auch bei Thorax-CT (55%), Schädel-MRI (43%), bei konventionellen Röntgenuntersuchungen (insbesondere Thoraxaufnahmen, 39%) und bei allen «anderen CT» (25%) waren sie häufig. Allerdings wurden nur 35 Fälle weiter abgeklärt, bei sechs davon wurde ein «klarer Nutzen» attestiert (z.B. Detektion eines Nierenzell-Karzinoms), bei 24 ein «unklares Verhältnis zwischen Nutzen und Belastung», bei 2 eine «mögliche Belastung» und bei 3 eine «klare Belastung» (z.B. vergrösserte Lymphknoten, die sich bei der daraus resultierenden Laparaskopie als reaktiv herausstellten).
Zufallsbefunde sind sehr häufig. Sie konnten im Rahmen der vorliegenden Studie in fast 40% der bildgebenden Untersuchungen nachgewiesen werden. Sie hatten jedoch nur in 3% der Fälle eine weiterführende Abklärung oder Therapie zur Folge. Zufallsbefunde stellen für die Behandelnden eine grosse Herausforderung dar, einerseits in Bezug auf deren klinische Einschätzung, andererseits stellen sich ethische Fragen hinsichtlich der Aufklärung der Betroffenen. Aus den vorliegenden Daten lassen sich keine allgemeine Regeln ableiten, jeder «Fall» muss individuell beurteilt werden. Es sollten aber ethische Leitlinien entwickelt werden, wie an Forschungsprojekten teilnehmenden Personen bezüglich dieser Problematik aufzuklären sind.
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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