Chondroitin und Glucosamin — nutzlos bei Knie- und Hüftarthrose
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 15 (2011)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 24. Januar 2011 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Chondroitin und Glucosamin sind Bestandteile des menschlichen Knorpels, die als orale Zubereitungen zur Behandlung bei Arthrosen empfohlen werden. Sie werden sowohl häufig verschrieben als auch von den Betroffenen direkt gekauft, was jährlich gegen 2 Milliarden Dollar einbringen soll. Die Resultate klinischer Untersuchungen zu deren Wirksamkeit sind sehr widersprüchlich. Dies betrifft sogar Meta-Analysen, da die ausgewählten Studien sehr heterogen sind, relativ kleine Behandeltenzahlen aufweisen oder nicht richtig verblindet sind. Im Rahmen der vorliegenden Meta-Analyse wurden 10 Studien zum Einsatz dieser Präparate bei Knie- oder Hüftarthrose zusammengefasst. Alle mussten mindestens 100 Kranke pro Studienarm umfassen und strenge Qualitätskriterien erfüllen. Es wurde eine komplexe statistische Methode (NetzwerkMeta-Analyse) verwendet, die erlaubt, für verschiedene Substanzen – die sowohl gegeneinander als auch mit einemPlacebo verglichen worden waren – aufgrund dieser verschiedenen Vergleiche (und aufgrund verschiedener Messzeitpunkte) die relative Wirksamkeit jeder einzelnen Substanz zu berechnen. Als Endpunkte wurden die Schmerzbeeinflussung und die Veränderung des radiologisch gemessenen Gelenkspaltes gewählt.
Weder die einzelnen Substanzen allein noch deren Kombination erreichten die als klinisch bedeutsam gewertete Schmerzverminderung von mindestens 0,9 cm auf einer visuell-analogen Schmerz-Skala (0 bis 10 cm): Sie betrug - 0,4 cm für Glucosamin (95% CI - 0,7 bis - 0,9), - 0,3 cm (- 0,7 bis 0,0) für Chondroitin und - 0,5 cm (- 0,9 bis 0,0) für die Kombination. Weil das Vertrauensintervall die Nulllinie nicht kreuzt, sind diese Resultate zwar statistisch signifikant, der gemessene Unterschied ist aber zu klein, als dass er klinisch von Bedeutung sein könnte. Der subjektive Nutzen in Bezug auf die Schmerzen kann somit höchstens minimal sein. Hinsichtlich der Gelenkspaltbreite konnte kein Unterschied gegenüber einem Placebo nachgewiesen werden.
Weder Chondroitin noch Glucosamin verbessern die subjektiven Folgen der Arthrose, die Schmerzen oder ihr objektivierbares Korrelat, die durch die Knorpeldestruktion bedingte Gelenkspaltverschmälerung, in klinisch relevanter Weise. Daran werden wohl auch zukünftige Studien nichts mehr ändern, auch wenn dies von den Verantwortlichen der vorliegenden Meta-Analyse erhofft wird. Zu widersprüchlich sind die bis anhin gefundenen Ergebnisse. Doch am Verkaufserlös dieser Präparate wird sich ebenfalls nichts ändern, zu sehr möchten sowohl Betroffene als auch Behandelnde der «einleuchtenden» Theorie zu deren Wirksamkeit Glauben schenken!
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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