Antibiotikaresistenzen auch in der Praxis
- m -- Costelloe C, Metcalfe C, Lovering A et al. Effect of antibiotic prescribing in primary care on antimicrobial resistance in individual patients: systematic review and meta-analysis. BMJ 2010 (18. Mai); 340: c2096 [Link]
- Zusammenfassung: Anne Witschi
- infomed screen Jahrgang 14 (2010)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Oktober 2010 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Antibiotikaresistenzen werden immer häufiger und drohen, zu einem schwerwiegenden «Public health»-Problem zu werden, zumal auch wenig neue Wirksubstanzen auf den Markt kommen. Trotzdem sind sich Ärzteschaft und Bevölkerung des Zusammenhangs zwischen Antibiotikagebrauch und Resistenzentwicklung zu wenig bewusst. In der vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit wurde untersucht, wie häufig resistente Keime entstehen, wenn Antibiotika ausserhalb des Spitals verschrieben werden. Es interessierten Erreger von Harnwegsinfekten, respiratorische Keime und gegen Methicillin resistente Staphylokokken (MRSA).
Die Studienverantwortlichen fanden 21 passende Studien, allerdings erfüllte nur eine einzige Studie alle im Studienprotokoll festgelegten Qualitätskriterien. Bei den Harnwegsinfekten (5 Studien in die Meta-Analyse eingeschlossen) fand man eine starke Korrelation zwischen Antibiotikaeinnahme und dem späteren Nachweis von resistenten Keimen. Diese war bis zu einem Monat nach Antibiotikaexposition am stärksten. In einigen Fällen waren resistente Erreger aber noch nach 12 Monaten nachweisbar. Etwas weniger deutlich, aber ebenfalls signifikant, fiel der Zusammenhang bei den respiratorischen Keimen (7 Studien) aus. Die Meta-Analyse mit 3 Studien zur Besiedelung der Haut mit MRSA ergab hingegen kein signifikantes Ergebnis. Dosis, Häufigkeit sowie Dauer der Antibiotikagabe korrelierten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Resistenzbildung. Allerdings räumen die Studienverantwortlichen Mängel ihrer Übersichtsarbeit ein: Ein Drittel der Studien war retrospektiv, die untersuchten Behandeltenkollektive sehr heterogen, die Definition der Resistenzen uneinheitlich, und in einigen Studien wurden zwei verschiedene Antibiotika anstelle eines Antibiotikums mit keinem Antibiotikum verglichen. Auch wurden die Compliance der Behandelten und die Frage, ob schon resistente Keime vorbestanden hatten, zu wenig berücksichtigt.
Die Literatur zu Antibiotikaresistenzen ausserhalb des Spitals ist spärlich. Nicht zuletzt, da sich in diesem Umfeld die Datenerhebung viel schwieriger gestaltet und grundsätzlich weniger geforscht wird. Die vorliegenden Meta-Analysen mussten entsprechend mit wenigen und qualitativ nicht optimalen Studien auskommen. Die Ergebnisse zeigen trotzdem, dass sich das Problem der Resistenzentwicklung nicht auf die Spitäler beschränkt, sondern auch für die Grundversorgung relevant ist. Deshalb ist es wichtig, dass die niedergelassene Ärzteschaft und die Bevölkerung vermehrt für die Gefahr der Resistenzbildung sensibilisiert werden.
Zusammengefasst von Anne Witschi
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