Auch Zigarre und Pfeife schädlich
- k -- Iribarren C, Tekawa IS, Sidney S et al. Effect of cigar smoking on the risk of cardiovascular disease, chronic obstructive pulmonary disease, and cancer in men. N Engl J Med 1999 (10. Juni); 340: 1773-80 [Link]
- Kommentar: Jos Kleijnen
- infomed screen Jahrgang 3 (1999)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 1. Juli 1999 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Gemeinhin wird Zigarren- und Pfeiferauchen mit einem niedrigerem Risiko, an Lungenkrebs oder einer obstruktiven Lungenerkrankung zu erkranken, assoziiert. Diese beiden Studien hatten zum Ziel, den Einfluss des Rauchens von Zigarren bzw. Pfeifentabak auf Herz- und Lungenerkrankungen zu erfassen.
Methoden
In der ersten Studie – einer Multizenterstudie mit Interview- Angaben aus Deutschland, Italien und Schweden aus den Jahren 1988 bis 1994 – wurden die Daten von 5621 Lungenkrebs-Patienten mit denjenigen einer 7255 Männer umfassenden Kontrollgruppe verglichen. Untersucht wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Zigarren- bzw. Pfeifenrauchen.
In der zweiten Studie wurde eine Kohorte von 17'774 Männern – davon 1546 Zigarrenraucher – von 1971 bis 1996 beobachtet. Endpunkte waren: Ersthospitalisation oder Tod infolge einer kardiovaskulären oder einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung bzw. Diagnose einer Krebserkrankung der oberen und unteren Luftwege. Zudem wurden die Männer über ihren Alkoholkonsum befragt.
Ergebnisse
In der ersten Studie waren 117 Männer der Patientengruppe und 1750 Männer der Kontrollgruppe Nichtraucher, in beiden Gruppen rauchten weitaus die meisten Zigaretten. Fast 50% der Patientengruppe wiesen ein Plattenepithelkarzinom auf. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, war für reine Zigarettenraucher am höchsten (Odds Ratio [OR] 14,9); für Männer, welche Zigarillos rauchten und solche, welche neben Zigaretten auch Zigarren, Zigarillos und Pfeife rauchten, am zweithöchsten (OR 12,7). Diejenigen, welche nur Zigarren oder Pfeife rauchten, wiesen ein geringeres Risiko auf (OR 5,6 bzw. OR 7,9). Langjähriges Rauchen und die kumulative Menge des gerauchten Tabaks lassen das Risiko eines Lungenkrebses signifikant ansteigen. Wenn ein Mann unter 19 Jahren mit dem Rauchen begann, hatte er ein signifikant höheres Risiko als jemand, der erst im Alter über 27 Jahren anfing zu rauchen.
In der zweiten Studie rauchten 24% der 1546 Raucher mehr als 5 Zigarren täglich, die übrigen weniger. Im Vergleich mit Nichtraucher hatten Raucher ein signifikant höheres Risiko einer koronaren Herzkrankheit (p=<0,001) und einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (p=0,008). Zigarrenraucher wiesen gegenüber Nichtrauchern ein doppelt so hohes Risiko auf, an einem Krebs des Oropharynx, des Larynx, der Speiseröhre und der Lunge zu erkranken. Das Risiko, an einem Malignom des Oropharynx zu erkranken, nahm zusätzlich in Relation zur getrunkenen Alkoholmenge zu: täglich drei oder mehr Drinks liessen das relative Risiko auf 7,6 steigen.
Schlussfolgerungen
Rauchen von Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabak dürfte ein vergleichbares Krebsrisiko für das Lungengewebe darstellen wie das Zigarettenrauchen. Regelmässiges Zigarrenrauchen kann – unabhängig von weiteren Risikofaktoren – das Risiko einer koronaren Herzkrankheit (mässig, aber signifikant), einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit und einer Krebserkrankung der oberen und unteren Luftwege erhöhen. Das schädigende Potential von Zigarrenrauch entspricht demjenigen von Zigarettenrauch.
Das Rauchen von Zigaretten ist bekanntlich äusserst ungesund. Wie aber steht es mit dem Rauchen von Zigarren?
Die Fall-Kontroll-Studie ergab eine Odds Ratio von 9,0 für Lungenkrebs. Selbstverständlich sollten wir uns jedoch auf die methodologisch überlegene Kohortenstudie abstützen. Die Daten der prospektiven Studie erlauben die Berechnung der «NNS» (number needed to smoke): die Anzahl Männer, die während einem Jahr Zigarren rauchen müssen, damit es bei einem Raucher zu einer Erkrankung kommt. Die Kohortenstudie zeigte im Vergleich zur Fall-Kontroll-Studie eine weniger ausgeprägte Erhöhung des Lungenkrebsrisikos: das relative Risiko betrug 2,1 und die NNS 6’250. Die NNS für alle Krebse kombiniert bezifferte sich auf 1’300, für die koronare Herzkrankheit betrug sie 480 und für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung 1’600. Diese Risiken sind für die öffentliche Gesundheit sicher von Bedeutung. Sie werden mir als passioniertem Zigarrenraucher (1-2 Stück pro Tag, nie Zigaretten) jedoch keine schlaflosen Nächte bereiten.
Jos Kleijnen
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