Frühentlassung von Neugeborenen nicht problemlos

  • f -- Liu LL, Clemens CJ, Shay DK et al. The safety of newborn early discharge. The Washington State experience. JAMA 1997 (23./30. Juli); 278: 293-8 [Link]
  • Kommentar: Matthias Egger
  • infomed screen Jahrgang 1 (1997) , Nummer 8
    Publikationsdatum: 1. September 1997
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Studienziele

In dieser Studie wurde geprüft, ob kürzere Spitalaufenthalte nach der Geburt zu häufigeren Rehospitalisationen der Neugeborenen innerhalb eines Monats führen.

Methoden

Basierend auf den 310'578 Neugeborenen, die in den Jahren 1991 bis 1994 im Staat Washington zur Welt kamen, wurde eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. Insgesamt wurden 6444 (2%) Säuglinge innerhalb eines Monats rehospitalisiert. Frühgeborene, Zwillinge, durch Kaiserschnitt Entbundene und Neugeborene, bei denen die Dauer des Spitalaufenthaltes nicht präzise bestimmt werden konnte, wurden in der Studie nicht berücksichtigt. 2'029 Neugeborene, die innerhalb eines Monats rehospitalisiert werden mussten (Fälle) wurden mit 8’657 zufällig ausgewählten Kontrollen verglichen. Eine kurze Aufenthaltsdauer im Spital wurde definiert als Entlassung am selben Tag (bei Geburt nach 18.00 Uhr Entlassung am nächsten Tag). In einer multivariaten Analyse (logistische Regression) wurden relevante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen berücksichtigt.

Ergebnisse

17% der Neugeborenen waren am selben Tag entlassen worden. Das Risiko einer Rehospitalisation wurde in diesem Fall statistisch signifikant um 12% erhöht. Der Zusammenhang zwischen früher Entlassung und Rehospitalisation war in der ersten Woche nach der Spitalentlassung besonders ausgeprägt (Risiko um 28% erhöht). Die Mütter von rehospitalisierten Neugeborenen waren jünger und häufiger ledig und erstgebärend. Die häufigsten Gründe für eine Hospitalisation im ersten Monat waren Gelbsucht, Dehydratation und Sepsis.

Schlussfolgerungen

Die frühe Entlassung von Mutter und Neugeborenem nach der Geburt erhöht das Risiko einer erneuten Hospitalisation im ersten Monat.

Kaum das Licht der Welt erblickt und schon macht sich der Kostendruck im Gesundheitswesen bemerkbar. Der Aufenthalt von Mutter und Kind im teuren Spitalbett soll möglichst kurz gehalten werden. Eine Entlassung am selben Tag ist allerdings für viele Neugeborene und Eltern zu früh, was zu Problemen zu Hause und, in einer Minderheit, zur Rehospitalisation des Säuglings Anlass geben kann. Im begleitenden Editorial wird diese Art von Geburt in treffendem Amerikanisch als «drive-through delivery» bezeichnet.1

Matthias Egger


1 Braveman P, Kessel W, Egerter S et al. Early discharge and evidence-based practice. JAMA 1997;278:334-6

Standpunkte und Meinungen
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infomed-screen 1 -- No. 8
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Frühentlassung von Neugeborenen nicht problemlos ( 1997)