Vor Knochendichtemessung klinisch untersuchen!

191 Studien, in denen der diagnostische Wert klinischer Untersuchungsverfahren bezüglich Osteopenie, Osteoporose oder Wirbelfrakturen beurteilt werden konnte, wurden durchgesehen. Die Studienverantwortlichen fanden nur 14 Arbeiten, die aussagekräftig genug waren. Daraus errechneten sie die «likelihood ratio» (LR) für einige einfache klinische Untersuchungen, mit deren Hilfe eine Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen der Krankheit nach Kenntnis des Testergebnisses berechnet werden kann. Positive LR, welche die Vortestwahrscheinlichkeit substantiell erhöhen, fanden sie für das Gewicht (unter 51 kg), für die Flèche (Abstand Hinterkopf zur Wand über 0) und für den Rippenbogen- Beckenschaufel-Abstand (2 Querfinger oder weniger). Die negativen LR («Wieviel kleiner wird die Wahrscheinlichkeit bei negativem Test?») waren weniger eindrucksvoll. Damit eignet sich die klinische Untersuchung eher dazu, gefährdete Personen zu erkennen und einer weiteren Untersuchung zuzuführen, als eine Osteoporose auszuschliessen.
Die Osteodensitometrie wird auch in der Schweiz für das Osteoproose-Screening empfohlen, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. In den Empfehlungen der «Schweizerischen Vereinigung gegen Osteoporose» werden aber keine klinischen Zeichen genannt, obwohl solche auch beim Fehlen von anamnestischen Gründen eine Osteoporose wahrscheinlich machen können. Es ist deshalb erfreulich, dass die klinische Untersuchung wieder Gegenstand der klinischen Forschung wird. Das erneute Interesse erklärt sich natürlich auch mit dem Spardruck, denn durch eine sinnvolle Dokumentation der klinischen Untersuchungsergebnisse lassen sich teure, umständliche oder zeitraubende, meist apparative Tests aussagekräftiger einsetzen.

Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 9 -- No. 4
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Vor Knochendichtemessung klinisch untersuchen! ( 2005)