Clozapin hat kurze Wirkungslatenz
- a -- Conley RR, Carpenter WT, Tamminga CA. Time to clozapine response in a standardized trial. Am J Psychiatry 1997 (September), 154: 9, 1243-7 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 10
Datum der Ausgabe: November 1997
Studienziele
Bislang war ungenügend bekannt, wie lange ein Therapieversuch mit Clozapin (Leponex®) dauern sollte. In der vorliegenden Studie aus Baltimore wurden während den Jahren 1990 bis 1995 Dosierung und Dauer der Verabreichung von Clozapin bis zur klinischen Verhaltensverbesserung von Schizophrenie-Kranken untersucht.
Methoden
Bei 50 therapierefraktären Schizophrenie-Patienten wurde der antipsychotische Effekt von Clozapin abgeklärt. Clozapin wurde bei allen Personen mindestens 12 Monate lang eingesetzt, unabhängig vom Ansprechen auf diese Substanz. Die Dosierung wurde sukzessive erhöht und Änderungen im Patientenverhalten monatlich gemäss «Brief Psychiatric Rating Scale» festgehalten.
Ergebnisse
Bei der Beurteilung nach 12 Monaten wiesen 34 Untersuchte eine Verbesserung ihres Zustandes auf. Dieses Resultat wurde mit einer durchschnittlichen Tagesdosis von 468 mg erreicht. Nur wenige benötigten mehr als 600 mg/Tag. Im Mittel nach 82 Tagen war bei diesen Patienten eine deutliche Besserung vieler psychotischer Symptome wie z.B. Denkstörungen, Antriebslosigkeit, Depression festzustellen. Bei den restlichen 16 Personen konnte auch nach mehr als einem Jahr kein Ansprechen auf die Clozapin-Behandlung festgestellt werden.
Schlussfolgerungen
Bei allen Patienten, welche positiv auf die Behandlung mit Clozapin reagierten, geschah dies innerhalb von 8 Wochen, in Abhängigkeit von der individuellen optimalen Dosierung. Somit scheint es sinnlos zu sein, bei Nichtansprechen die Verabreichung der Substanz auch in noch höheren Dosierungen über diesen Zeitraum hinaus fortzusetzen.
Clozapin wird in erster Linie bei Therapieresistenz eingesetzt. Die Substanz hat seltene, aber schwerwiegende hämatologische Nebenwirkungen. Deshalb muss sich die Frage der Wirkungslatenz (heute etwa: «12 Wochen oder 12 Monate?») besonders akzentuieren. Die vorliegende Studie verwirft die bisweilen postulierte Möglichkeit eines (sehr) späten Wirkungseintrittes und spricht für eine kürzere Prüfstrecke mit den üblichen Tagesdosen zwischen 400 und 600 mg. Zu berücksichtigen ist auch, dass jüngere Leute, Männer und Personen mit kürzerer bisheriger kumulierter Hospitalisationszeit besser auf die Behandlung ansprechen. Am Rande sei vermerkt, dass die Studie eine nicht allzu grosse Zahl relativ stark selektionierter Patienten umfasst und die Frage der effektiven klinischen Relevanz beispielsweise einer 20%-Reduktion des «Brief Psychiatric Rating Scale»-Scores wohl offen bleiben muss.
Peter Zingg-Müller
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