Pneumokokkenimpfung bei Erwachsenen wenig wirksam
- Zusammenfassung: Anne Witschi
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 13 (2009)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. März 2009 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Pneumokokkenpneumonien kommen in erster Linie bei Kindern, älteren Leuten und Personen mit Abwehrschwächen vor. Zur Prävention von Pneumokokkeninfektionen bei Erwachsenen stehen unkonjugierte Polysaccharidimpfstoffe zur Verfügung, die 23 Serotypen und damit die Erreger von 72% bis 95% aller invasiven Pneumokokkeninfekte abdecken. Die Studienresultate bezüglich Wirksamkeit dieser Impfstoffe sind widersprüchlich. Diese Berner Meta- Analyse stellte deshalb die vorhandenen Studien unter besonderer Berücksichtigung ihrer Qualität zusammen.
Methoden
Mit einer systematischen Recherche wurden randomisierte Studien mit klinischen Endpunkten gesucht, in denen eine unkonjugierte Pneumokokkenimpfung mit Placebo, anderen Impfstoffen oder keiner Intervention verglichen worden war. Berücksichtigt wurden 8 Endpunkte, darunter das Auftreten einer nachgewiesenen Pneumokokkenpneumonie, einer Pneumonie ohne Erregernachweis und die allgemeine Mortalität.
Ergebnisse
Es wurden 22 Studien in die Meta-Analyse aufgenommen. Nur 7 waren doppelblind angelegt. In 13 Studien wurden ältere und/oder chronischkranke Menschen untersucht. Alle Studien zusammengenommen war das Risiko für Pneumokokkenpneumonien und Pneumonien insgesamt in den Impfgruppen siginifikant niedriger. Allerdings waren die Resultate heterogen. Wenn die Analyse auf Studien hoher Qualität, insbesondere auf doppelblinde Studien eingeschränkt wurde, wurde die Heterogenität grösstenteils eliminiert. Die Meta-Analyse dieser Studien ergab keinen Vorteil mehr für die geimpften Gruppen. Auch die Studien bei älteren oder kranken Leuten zeigten keinen relevanten Nutzen der Impfung.
Schlussfolgerungen
Auf Grund dieser Meta-Analyse scheint der Nutzen einer unkonjugierten Pneumokokkenimpfung ungenügend, auch bei denjenigen Personengruppen, für welche die Impfung empfohlen wird. Richtlinien bezüglich Pneumokokkenimpfung bei älteren und/oder chronischkranken Personen sollten deshalb überdacht werden.
Zusammengefasst von Anne Witschi
Wir haben vor rund einem Jahr dem pharma-kritik- Text über Impfungen bei Erwachsenen einen Kommentar seitens der Redaktion beigefügt, in dem unsere Zweifel am Nutzen der Pneumokokken-Impfung zum Ausdruck kamen. Die nun vorliegende Meta-Analyse bestätigt, dass unsere Skepsis gerechtfertigt ist. Der Nutzen vieler Impfungen ist über jeden Zweifel erhaben. Dies ist jedoch nicht immer der Fall – es wäre gut, wenn sich die für Impfempfehlungen verantwortlichen Gremien auch den Prinzipien einer Evidenz-basierten Medizin verschreiben würden.
Etzel Gysling
Standpunkte und Meinungen
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