Selbstkontrollen der Brust überflüssig?
- k -- Thomas DB, Gao DL, Self SG et al. Randomized trial of breast self-examination in Shanghai: methodology and preliminary results. J Natl Cancer Inst 1997 (5. März); 89: 355-65
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- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 5
Datum der Ausgabe: Mai 1997
Studienziele
Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass eine regelmässige Selbstkontrolle der Brust zu einem Rückgang der Sterblichkeit an Brustkrebs beiträgt. In der vorliegenden Studie wird über die Fünfjahres-Ergebnisse eines Programms zur Selbstkontrolle der Brust berichtet.
Methoden
Fast 270'000 in der Textilindustrie von Shanghai (China) tätige Fabrikarbeiterinnen im Alter von 31 bis 57 Jahren wurden zwischen Oktober 1989 und Oktober 1991 in die Studie aufgenommen. Die Teilnehmerinnen wurden randomisiert in zwei praktisch gleich grosse Gruppen aufgeteilt, die entweder ein intensives Training und mehrere Aufforderungen zur Selbstuntersuchung der Brust erhielten (mit Anleitung durch Fachpersonal, Einsatz von Silikonbrustmodellen, mehreren Auffrischungskursen) oder an Kursen für Rückenschulung teilnahmen.
Ergebnisse
Die Teilnahme der Frauen an den Instruktionssitzungen war mit 84% hoch. Gutartige Brustveränderungen wurden bei Frauen, die in der Selbstuntersuchung der Brust instruiert worden waren, häufiger entdeckt (bei 1457 der instruierten Frauen und bei 623 in der Kontrollgruppe). Karzinome der Brust wurden in beiden Gruppen ungefähr gleich häufig diagnostiziert, nämlich bei 331 Frauen, welche in der Selbstuntersuchung instruiert worden waren und bei 322 Frauen der Kontrollgruppe. In beiden Gruppen verstarben je 25 Frauen an Brustkrebs. Die errechnete kumulative Sterblichkeit an Brustkrebs während der 5 Jahre betrug 30,9 bzw. 32,7 pro 100'000 Frauen (kein signifikanter Unterschied). Auch gab es keine Hinweise, dass durch eine Selbstkontrolle Tumoren häufiger im Frühstadium diagnostiziert wurden.
Schlussfolgerungen
Durch eine Selbstkontrolle der Brust konnten während der Studiendauer von 5 Jahren Mammakarzinome im Frühstadium nicht häufiger entdeckt werden. Auch die tumorbedingte Sterblichkeit wurde nicht beeinflusst. Da die Beobachtungsperiode nur fünf Jahre dauerte, erlauben diese Resultate jedoch keine eindeutige Aussage über den Wert der Selbstkontrollen.
Diese Studie bringt die als altbewährt geltenden und von den Frauen gut akzeptierten Empfehlungen erheblich ins Wanken. Soll jetzt den Frauen geraten werden, keine Selbstuntersuchung der Brust mehr durchzuführen? Auf jeden Fall wäre es verfrüht und verfehlt, die laufenden Bestrebungen und Aufklärungskampagnen im jetzigen Zeitpunkt zu stoppen. Immerhin kostet eine Selbstuntersuchung der Brust im Gegensatz zu einer routinemässig durchgeführten und ebenfalls nicht unbestrittenen Mammographie nichts. 1995 fand die U.S. Preventive Health Services Task Force, dass nicht genügend Daten vorlägen, um von einer Selbstkontrolle der Brust zur Früherkennung eines Karzinoms abzuraten oder eine solche zu empfehlen.1Benedikt Holzer
1 Eastman P. Task force issues new screening guidelines (news). J Natl Cancer Inst
1996; 88: 74-6
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