Bild des Monats Januar 2022: Alexander von Humboldt (1769 – 1859)

Bild des Monats Februar 2022: Strand-Schneckenklee (Medicago marina)

Bild des Monats März 2022: Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)

Bild des Monats April 2022: Gemeiner Aronstab (Arum maculatum)

Bild des Monats Mai 2022: Pfingstrose (Paeonia sp.)

Bild des Monats Juni 2022: Leberbalsam (Erinus alpinus)

Bild des Monats Juli 2022: Schopfteufelskralle (Physoplexis comosa)

Bild des Monats August 2022: Alpen-Leinkraut (Linaria alpina)

Bild des Monats September 2022: Riesen-Fettkraut (Sedum telephium ssp. maximum)

Bild des Monats Oktober 2022: Lebensraum Alpine Rasen

Bild des Monats November 2022: Botanische Wanderung: Unterengadin (Lavin – Guarda – Ardez)

Bild des Monats Dezember 2022: Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia)

Humboldt nur als Botaniker zu bezeichnen, würde zu kurz greifen. Er stellte als Erster die Pflanzen in den Gesamtzusammenhang ihrer Umgebung und der daraus resultierenden Einflüsse wie Boden, Klima, Höhenstufe, etc.
Besonders auf seinen Forschungsreisen nach Südamerika in den Jahren 1800 bis 1804 legte er den Grundstein für das ökologische Grundverständnis nachfolgender Generationen bis heute. Er zeichnete Höhenprofile mit den jeweils vorkommenden Arten. Er erforschte den Chimborazo in Ecuador bis fast zum Gipfel (die Erstbesteigung gelang erst Edward Whymper im Jahr 1880) und beschrieb die Höhenkrankheit.
Er erkannte und kritisierte bereits damals die schädlichen Einflüsse des Menschen auf die Umwelt, z.B. durch Abholzung von Regenwäldern.
Mit seiner Heimatstadt Berlin pflegte er eine Hassliebe – wohler fühlte er sich in Paris, wo er viele Jahre verbrachte. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er sich seinem wissenschaftlichen Vermächtnis im fünfbändigen «Kosmos» (erschienen 1845 – 1862).
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Oliver Lubrich & Adrian Möhl: «Botanik in Bewegung» (Alexander von Humboldt und die Wissenschaft der Pflanzen), Haupt-Verlag Bern, 2019
Die mediterrane Flora weist eine riesige Vielfalt in der Familie Schmetterlingsblütler (Fabaceae) auf. Die Gattung Medicago (Schneckenklee) allein umfasst über 80 Arten. Diese sind oft nur mit den Früchten zu bestimmen, welche häufig, aber nicht immer die Form von Schneckenhäusern haben. Unser Schneckenklee ist aber kaum zu verwechseln: seine dichte filzige Behaarung und vor allem der Standort im Sand sind eindeutige Merkmale. Die Pflanze ist im ganzen Mittelmeerraum verbreitet, darüber hinaus auch am Schwarzen Meer und an der Atlantikküste.
Der Name hat keine Verbindung zur Medizin, vielmehr soll er angeblich vom Land Medien, einer Region im Vorderen Orient abgeleitet sein.
In unseren Breitengraden wird der Schneckenklee auch als Luzerne bezeichnet. Die häufigsten Arten sind die Saat-Luzerne (Medicago sativa) und der Hopfenklee (Medicago lupulina).
Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber schon seit dem 16. Jahrhundert bei uns eingebürgert worden. Der frühere Name Linaria cymbalaria zeigt, dass sie zu den Leinkräutern und zur Familie der Rachenblütler (Scrophulariaceae) gehörte. Nach der neuesten molekulargenetischen Klassierung wird sie zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) gezählt. Spannend ist die Verbreitungsmethode der Pflanze: Sie benötigt keine Hilfsmittel wie Insekten oder den Wind, sondern sucht sich selbst ein dunkles Plätzchen, indem sie die Frucht weg vom Licht in eine Mauerritze bewegt. Dieses Phänomen wird als negativer Phototropismus bezeichnet.
Das Zimbelkraut ist auf Felsen und Mauern in der kollinen Stufe sowohl auf der Alpennordseite als auch im Wallis und Tessin verbreitet. Es blüht ab März bis Oktober.
Die Pflanze ist in der Nordschweiz in feuchten Laubmischwäldern der kollinen Stufe weit verbreitet und stellenweise häufig. Der Name geht auf den biblischen Aron zurück, dessen Stab als Zeichen seiner Auserwählung zum Hohepriester ergrünte. Die Familie der Aronstabgewächse (Araceae) ist vor allem in den Tropen mit ca. 3‘000 Arten verbreitet – bei uns ist die Pflanze also ein „Exot“. Das weisse Hochblatt (Spatha genannt) umhüllt den braunen Kolben, an dem sich eingeschlechtliche Blüten befinden (die männlichen oben, die weiblichen unten). Bestäuber sind Mücken, welche vom Geruch angelockt an den Blüten vorbei in die Falle gehen (man nennt diesen Typ von Pflanzen Kessel-Gleitfallenblume). Die Insekten werden insofern getäuscht, weil sie zwar als Bestäuber amten, aber keine Nahrung als Belohnung bekommen.
Neben dem Gemeinen Aronstab kommt im südlichen Tessin noch der Italienische Aronstab (Arum italicum) vor. Dieser ist grösser und hat einen gelben Kolben. Der Aronstab blüht je nach Höhenlage von April bis Mai. Alle Pflanzenteile sind giftig. Die roten Früchte erscheinen im Sommer.
Wie bei vielen anderen Pflanzen stammt der Name aus der griechischen Mythologie (der Götterarzt hiess Paion). Die Pflanze war schon in der Antike als Heilpflanze bekannt, auch Hildegard von Bingen erwähnt sie in ihren Schriften. Heute wird die Gattung vor allem als Gartenpflanze in vielen Farben und Formen verwendet.
Die natürlichen Vorkommen konzentrieren sich einerseits auf Ostasien, andererseits auf den Mittelmeerraum. Dort kommen ca. 15 Arten in zum Teil endemischen Formen (z.B. auf Korsika und Kreta) vor. In der Schweiz gibt es nur im Südtessin die bekannten Vorkommen in der Gegend des Monte Generoso und Muggiotals. Die Pfingstrose (Paeonia officinalis) wächst auf kalkhaltigen Trockenwiesen und in lichten Wäldern der kollinen bis subalpinen Stufe und blüht im Mai und Juni.
Die Paeonia ist eine «monotypische» Gattung, d.h. die Familie der Paeoniaceae (Pfingstrosengewächse) umfasst nur diese eine Gattung Paeonia.
Mein Bild stammt vom Monte Baldo (Gardaseegebiet).
Diese Alpenpflanze wird gern übersehen, denn sie wächst oft versteckt in Felsspalten – man könnte sie aus der Distanz auch für ein rosarotes Nelkengewächs halten. Bei näherer Betrachtung der Blüte fällt auf, dass die Krone 5teilig mit einem 2lippigen Saum ist. Der Leberbalsam (auch Alpenbalsam genannt) ist ein Wegerichgewächs und die Gattung Erinus ist monotypisch, d.h. gibt nur diese eine Art innerhalb der Gattung. Das Verbreitungsgebiet in der Schweiz sind die nördlichen Kalkalpen und teilweise auch der Jura. In Österreich ist die Pflanze ausgestorben (früher in Vorarlberg). Sie kommt aber auch in anderen Gebirgen vor (Pyrenäen, Apennin, Atlas). Die Bedeutung des Namens ist unklar, wahrscheinlich stammt er vom griechischen erinos.
Die Blütezeit ist Juni bis Juli. Mein Bild stammt aus dem Muverangebiet im Kanton Waadt.
Diese faszinierende Pflanze wächst zwar nicht in der Schweiz, man muss aber nicht weit reisen, um sie zu bewundern: Ihr Verbreitungsgebiet sind die südlichen Kalkalpen vom Comersee bis zu den Karawanken in Österreich und den Julischen Alpen in Slowenien. Sie wächst an senkrechten Kalk- und Dolomitfelswänden in Höhenlagen von 1'000 bis 1'700 Metern und blüht vor allem im Monat Juli. Man nimmt an, dass die Schopfteufelskralle die Eiszeiten an diesen isolierten, schwer zugänglichen Standorten überlebt hat.
Die «gewöhnlichen» Teufelskrallen werden in der Gattung Phytheuma zusammengefasst, wegen der speziellen Blütenform wurde unsere Pflanze des Monats in eine eigene Gattung gestellt. Die Teufelskrallen gehören zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Mein Bild stammt vom Lagazuoi (Alta Badia) in den italienischen Dolomiten.
Linaria alpina ist eine typische Schuttpflanze in den Alpen - vorwiegend aber nicht ausschliesslich auf Kalk. Die Krone ist blauviolett, der Gaumen meist orangerot. Es gibt aber auch Pflanzen mit weissem Gaumen, vereinzelt blüht sie auch ganz blau.
Die Pflanze wird von Insekten, vor allem von langrüsseligen Hummeln bestäubt, welche in das enge «Löwenmaul» eindringen können.
Das Alpen-Leinkraut kommt nicht nur in den Alpen, sondern in den meisten europäischen Gebirgen vor (Pyrenäen, Apennin, Balkan). Nach der heute gültigen Klassifizierung gehört es zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
Mein Bild stammt vom Krippenstein im Bundesland Oberösterreich.
Auf den 1. Blick scheint es sich bei der Pflanze um einen Doldenblütler zu handeln – bei näherer Betrachtung fallen die fleischigen Blätter auf: Das Riesen-Fettkraut gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Die Blätter ermöglichen es der Pflanze Wasser zu speichern und so längere Trockenperioden zu überstehen. Man bezeichnet dieses Phänomen als Sukkulenz. Das Verbreitungsgebiet liegt in der Schweiz im trockenen Walliser Rhonetal, am Jurasüdfuss und im Tessin. In der Ostschweiz kommt Sedum telephium im Walenseegebiet vor. Neben der gelb blühenden Unterart gibt es auch noch 2 rote, welche auch als Gartenpflanze gezüchtet werden. Die Blütezeit ist Juli bis September, der Lebensraum sind trockene, warme Felsen und Mauern.
Die Gattung Sedum (auf deutsch auch Mauerpfeffer oder Fetthenne genannt) ist in der Schweiz mit ca. 20 Arten vertreten, die aber alle nur 10 bis 30 cm hoch werden - unser «Riese» kann bis 70 cm hoch wachsen.
Mein Bild stammt aus dem Naturschutzgebiet Eichkogel bei Mödling in Niederösterreich.
Alpine Rasen sind Lebensräume über der Baumgrenze, die auch ohne die Rodungstätigkeit des Menschen Bestand haben. Die Pflanzen sind speziell an die kurze Vegetationsperiode, die raue Witterung und die kargen Geländebedingungen angepasst. Aus dem Zusammenspiel von Boden (Säuregrad, Feuchte) und Klima ergeben sich verschiedene «Wiesentypen»:
Die Blaugrashalde kommt auf eher trockenen und kalkhaltigen Böden vor. Typische Arten dieses Lebensraumes sind z.B. Edelweiss (Leontopodium alpinum), Frühlings-Enzian (Gentiana verna), Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum), Alpen-Aster (Aster alpinus), ….
Den Borstgrasrasen findet man auf eher sauren Böden mit den typischen Arten Arnika (Arnica montana), Bärtige Glockenblume (Campanula barbata), Männertreu (Nigritella rhellicana), Getüpfelter Enzian (Gentiana punctata), ….
Mein Bild zeigt einen lückigen Borstgrasrasen mit Alpen-Klee (Trifolium alpinum), Katzenpfötchen (Antennaria dioica) und Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina).
Weiterführende Informationen findet man auf der Website von Infoflora:
https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/typoch/4.3-gebirgs-magerrasen.html
Dieses Jahr möchte ich einen weiteren botanischen Hotspot der Schweiz vorstellen - das Unterengadin.
Wir starten beim Bahnhof Lavin, wandern an der alten Kirche von Lavin mit ihren gotischen Fresken vorbei und nehmen den Wanderweg Richtung Guarda. Lohnender als der Hauptweg ist die Variante via Craista (Punkt 1'579). Die schönste Jahreszeit ist die 1. Junihälfte. Dann blühen hier Jupiter-Lichtnelke (Silene flos-jovis), Feuerlilie (Lilium croceum), Himmelsleiter (Polemonium caeruleum), Felsen-Fingerkraut (Potentilla rupestris), …..
Das Dorfbild von Guarda ist berühmt, wir aber müssen weiter und nehmen den schmalen Weg abwärts Richtung Las Palüds und vermeiden so die Fahrstrasse nach Bos-cha. Von Bos-cha nach Ardez stehen 3 Wanderwege zur Auswahl - ich empfehle den mittleren zu nehmen. Das Gestein wechselt und wir treffen Säurezeiger wie Hallers Laserkraut (Laserpitium halleri) an, auch der seltene Ruten-Schöterich (Erysimum virgatum) kommt hier vor. Vor Ardez explodiert die Fülle der Wiesenblumen (siehe Foto). Es sind «gewöhnliche» Arten wie Wiesen-Salbei, Esparsette, Wiesen-Pippau und Wiesen-Margerite - beeindruckend ist das Gesamtbild.
In Ardez gibt es noch 2 Raritäten zu erwähnen: Bei der Ruine Steinsberg blüht der seltene Niederliegende Tragant (Astragalus depressus) und auf den Buckeln östlich des Burghügels kann man Anfang Juni den Österreichischen Drachenkopf (Dracocephalum austriacum) bewundern, der in der Schweiz nur hier und im Wallis wächst (siehe Bild des Monats vom Juni 2007).
Der vorgestellte Baum ist keine Buche – der deutsche Name leitet in die Irre. Vielmehr gehört die Art zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae), ähnelt in der Wuchsform allerdings einer Buche. Der erste Teil des Namens weist auf die Ähnlichkeit der Früchte mit dem Hopfen hin (siehe Bild des Monats vom September 2021). Das Verbreitungsgebiet des Baumes ist der Mittelmeerraum mit Ausläufern in die Südalpen und im Osten bis zum Kaukasus. In der Schweiz kommt die Hopfenbuche im Tessin und in den Bündner Südtälern vor.
Der Baum ist einhäusig und getrenntgeschlechtig - auf meinem Bild sieht man deutlich die bereits braunen männlichen «Kätzchen» und die weiblichen, hopfenähnlichen Früchte. Das Holz ist sehr abnutzungsresistent und wird für Möbel und Teile von Musikinstrumenten verwendet.
Mein Bild stammt vom Monte San Giorgio im Südtessin und enthält auch Gäste aus der Insektenwelt (habe ich erst zu Hause bemerkt).