Zink: eine Hilfe gegen Erkältungen?
- Autor(en): Urspeter Masche
- pharma-kritik-Jahrgang 32
, Nummer 14, PK813
Redaktionsschluss: 18. April 2011
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2010.813 - PDF-Download der Printversion dieser pharma-kritik Nummer
Gewöhnliche Erkältungskrankheiten – am häufigsten hervorgerufen durch Rhinoviren – sind einer der häufigsten Gründe für Arztbesuche. Als Komplikationen können eine Mittelohrentzündung, eine Sinusitis oder eine Exazerbation einer Atemwegserkrankung ins Gewicht fallen. In über einem Drittel der Fälle wird ein Antibiotikum verschrieben.
Zink, dem eine hemmende Wirkung auf die Replikation von Rhinoviren zugeschrieben wird, gehört zu den Substanzen, die man bei Erkältungskrankheiten geprüft hat; die Untersuchungen umfassten auch einige placebokontrollierte Doppelblindvergleiche, die man in einer kürzlich erschienenen Cochrane-Metaanalyse vereint hat.(1) Für diese Zusammenstellung wurden zum einen Studien ausgewählt, in denen Zink in therapeutischer Absicht verordnet worden war; als Bedingungen galten, dass die Behandlung innerhalb von 3 Tagen nach Auftreten von Erkältungssymptomen begonnen worden war, mindestens 5 Tage gedauert hatte und dass während mindestens 6 Stunden pro Tag alle 1½ bis 2 Stunden eine Dosis eingenommen worden war (30 bis 190 mg/Tag). Zum andern wurden Untersuchungen berücksichtigt, die sich mit einer Prophylaxe befasst hatten, indem in der Erkältungssaison mindestens 5 Monate lang auf Zink (10 bis 15 mg/Tag) zurückgegriffen worden war. Als primäre Endpunkte der Metaanalyse wurden Dauer und Schweregrad der Symptome sowie die Inzidenz von Erkältungskrankheiten analysiert.
Mit der Einnahme von Zink wurden die Erkrankungsdauer um knapp einen Tag verkürzt und die Symptome im Vergleich zu Placebo um knapp 0,4 Punkte abgeschwächt (auf einer von 0 bis 3 reichenden Skala). Die prophylaktische Wirkung zeigte sich, indem unter Zink rund ein Drittel weniger Erkältungskrankheiten beobachtet wurden. Allerdings verursachte Zink mehr Nebenwirkungen als Placebo, insbesondere wurde signifikant häufiger über Übelkeit und unangenehmen Geschmack geklagt. Die Nebenwirkungen hingen auch von der Verabreichungsform ab; so wurde Zink in Form von Tabletten oder Sirup besser vertragen als in Form von Lutschtabletten.
Kommentar
Neben anderen Mitteln, die bei Erkältungen propagiert werden, wie Vitamin C oder Echinacea scheint Zink eindeutig am besten zu nützen und verspricht nicht nur eine gewisse therapeutische, sondern auch eine prophylaktische Wirkung. Der Effekt ist indessen nicht enorm und in der Realität vermutlich noch geringer, als es das Ergebnis der Metaanalyse darlegt; denn wie in der Diskussion zur Metaanalyse eingeräumt wird, dürfte – zum Beispiel weil Zinkpräparate infolge ihres Geschmacks auffielen – nicht immer gewährleistet gewesen sein, dass die Studien strikt doppelblind gehalten werden konnten. Auch dass die Einnahme von Zink von subjektiv störenden Nebenwirkungen begleitet sein kann und die möglichen Auswirkungen einer längerfristigen Verwendung noch nicht genau erforscht sind, relativiert den Eindruck.
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