Geringer Nutzen der Statine in der Primärprävention
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 32
, Nummer 9, PK796
Redaktionsschluss: 14. Februar 2011
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2010.796 - PDF-Download der Printversion dieser pharma-kritik Nummer
In der Cochrane Library ist im Januar 2011 eine Meta-Analyse zur Wirkung der Statine in der Primärprophylaxe kardiovaskulärer Krankheiten erschienen.(1)Berücksichtigt wurden 14 Studien, an denen insgesamt über 34‘000 Personen teilgenommen hatten, die grösstenteils keine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung aufwiesen. In den meisten Fällen handelte es sich um Personen, die eine Hypercholesterinämie, eine Hypertonie oder einen Diabetes mellitus hatten. Die Statine wurden meistens mit Placebo verglichen. Nur Studien, die mindestens ein Jahr dauerten und denen eine Nachbeobachtung von mindestens sechs Monaten folgte, wurden berücksichtigt.
Gesamthaft war die Mortalität unter Statinen signifikant kleiner (relatives Risiko 0,83, 95%-Vertrauensintervall 0,73 – 0,95). Noch deutlicher wurden kardiovaskuläre Endpunkte wie z.B. Herzinfarkte oder Hirnschläge beeinflusst (relatives Risiko unter Statinen 0,70). Die Autoren der Analyse weisen aber darauf hin, dass die Qualität der Studienberichte nicht immer befriedigend war. Insbesondere sind wohl mehr Leute mit kardiovaskulären Krankheiten in die Studien aufgenommen worden, als dies dann rapportiert wurde. Entsprechend wird zur Zurückhaltung in der Verschreibung von Statinen bei Personen mit einem geringen kardiovaskulären Risiko geraten.
Kommentar
Dies ist nicht die erste und sicher auch nicht die letzte Meta-Analyse zum primärpräventiven Nutzen von Statinen. Wie in anderen Fällen kann der Nutzen nicht allein vom relativen Risiko abgeleitet werden; auch das absolute Risiko und die «Number needed to treat» (NNT) müssen berücksichtigt werden. Diese Zahlen lassen sich allerdings aus den vorliegenden summarischen Daten nicht ganz zuverlässig ableiten. Bedenkt man aber zum Beispiel, dass die erfasste Gesamtmortalität ohne Statine nur 2,8% betrug und diese durch Statine relativ um etwa 17% vermindert wurde, so wird klar, dass wir es hier mit NNT-Zahlen im Bereich von 200 zu tun haben. Es wundert deshalb nicht, dass die Studienautoren eine skeptische Schlussfolgerung ziehen. Eine unabhängige Analyse seitens der kanadischen Publikation «Therapeutics Letter» ist im Frühjahr 2010 gar zum Schluss gekommen, ein primärpräventiver Nutzen der Statine sei nicht nachgewiesen.(2)
Literatur
- 1) Taylor F et al. Cochrane Database Syst Rev 2011; 1: CD004816
- 2) Anon. Ther Lett 2010; 77: 1-5
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
PK796
Verwandte Artikel
Gratisbuch bei einem Neuabo!
pharma-kritik abonnieren
-
Jahrgang 46 / 2024
Jahrgang 45 / 2023
Jahrgang 44 / 2022
Jahrgang 43 / 2021
Jahrgang 42 / 2020
Jahrgang 41 / 2019
Jahrgang 40 / 2018
Jahrgang 39 / 2017
Jahrgang 38 / 2016
Jahrgang 37 / 2015
Jahrgang 36 / 2014
Jahrgang 35 / 2013
Jahrgang 34 / 2012
Jahrgang 33 / 2011
Jahrgang 32 / 2010
Jahrgang 31 / 2009
Jahrgang 30 / 2008
Jahrgang 29 / 2007
Jahrgang 28 / 2006
Jahrgang 27 / 2005
Jahrgang 26 / 2004
Jahrgang 25 / 2003
Jahrgang 24 / 2002
Jahrgang 23 / 2001
Jahrgang 22 / 2000
Jahrgang 21 / 1999
Jahrgang 20 / 1998
Jahrgang 19 / 1997
Jahrgang 18 / 1996
Jahrgang 17 / 1995
Jahrgang 16 / 1994
Jahrgang 15 / 1993
Jahrgang 14 / 1992
Jahrgang 13 / 1991
Jahrgang 12 / 1990
Jahrgang 11 / 1989
Jahrgang 10 / 1988
Kennen Sie "100 wichtige Medikamente" schon?
Die Liste der 100 Medikamente sehen Sie auf der Startseite von 100 Medikamente.