Diclofenac-Augentropfen

Synopsis

Diclofenac-Augentropfen (Voltaren Ophtha®) werden zur lokalen Behandlung von nicht-infektiösen Augenentzündungen besonders im Zusammenhang mit Kataraktoperationen empfohlen.

Chemie/Pharmakologie

Diclofenac hemmt wie andere nicht-steroidale Entzündungshemmer die Zyklooxygenase und damit die Prostaglandinsynthese. Im Tierversuch hemmt Diclofenac traumatisch induzierte Erhöhungen des Augen-Innendrucks und des Proteingehalts des Kammerwassers. Bei Kataraktoperationen reduziert es die vermehrte Durchlässigkeit der Blut-Kammerwasserschranke.(1)

Pharmakokinetik

Zur Anwendung von Diclofenac am Auge sind nur wenig kinetische Daten vorhanden. Die maximale Konzentration im Kammerwasser scheint etwa eine Stunde nach der Applikation erreicht zu werden. Die Spitzenkonzentrationen können sich von einem Patienten zum anderen um das 20fache unterscheiden. Im Plasma ist Diclofenac nach der Applikation am Auge (16 Tropfen der 0,1%igen Lösung) nicht nachweisbar.(2)

Klinische Studien

Anwendung bei Kataraktoperationen

Die Wirkung von Diclofenac-Augentropfen (0,1%ige Lösung) als Adjuvans bei Kataraktoperationen wurde in verschiedenen kontrollierten Studien geprüft. Bei Kataraktoperationen reagiert das Auge auf den chirurgischen Eingriff mit einer Miose. Für die Erleichterung der Operation sind jedoch möglichst weitgestellte Pupillen erwünscht. Wird einem Patienten vor der Operation Diclofenac ins Auge getropft, so bleiben die Pupillen signifikant weiter gestellt als nach Prämedikation mit Placebo oder Mydriatika wie Cyclopentolat (Cyclogyl®), Phenylephrin (Phenylephrin «Blache»®) oder Tropicamid (Mydriaticum Dispersa®). In Vergleichen mit anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern konnten Flurbiprofen- Augentropfen (Ocuflur®) die Miose wirksamer verhindern als Diclofenac; für Indometacin-Augentropfen (Indoptic®) liegen widersprüchliche Resultate vor.(2)
Vorläufige Studien lassen vermuten, dass prä- und postoperativ verabreichtes Diclofenac die Inzidenz und Intensität eines zystoiden Makulaödems, einer häufigen Komplikation der Kataraktoperation, herabsetzen kann.(3)
In kleinen kontrollierten Studien konnte Diclofenac die klinischen Symptome der postoperativen Entzündung günstiger beeinflussen als Placebo, zeigte aber keine Vorteile gegenüber lokal applizierten Kortikoiden wie Prednisolon 1% (Pred Forte®) und Dexamethason 0,1% (z.B. Decadron ®). In einzelnen Studien beeinflusste Diclofenac -- ähnlich wie Indometacin -- den Augen-Innendruck vorteilhaft. (2) Anwendung bei Augenentzündungen

Zur Wirkung auf die Symptome bei Konjunktivitis existiert eine einzige kontrollierte Studie. Von 56 Personen mit chronischer Konjunktivitis verschiedener Genese erhielten 27 Diclofenac-Augentropfen (4mal täglich 1 Tropfen) und 29 Dexamethason-Augentropfen. Die beiden Behandlungen waren ähnlich wirksam. Eine Placebokontrolle fehlte jedoch in dieser Untersuchung.(4)
Die Wirkung von Diclofenac bei anderen Entzündungen (Episkleritis, Hornhaut-Ulkus, allergischer Konjunktivitis) ist kaum dokumentiert. Zur Anwendung bei Augenverletzungen sind keine Daten verfügbar.(2)

Unerwünschte Wirkungen

Bei einigen Behandelten tritt unmittelbar nach der Applikation ein leichtes bis mässiges Augenbrennen auf. Selten sind verschwommenes Sehen und Überempfindlichkeitsreaktionen.

Dosierung, Verabreichung, Kosten

Diclofenac-Augentropfen (Voltaren Ophtha®) sind in Fläschchen zu 5 ml in einer Konzentration von 1 mg/ml (0,1%) im Handel. Das Präparat ist nicht kassenzulässig. Bei Kataraktoperationen werden vor der Operation über drei Stunden verteilt 5mal 1 Tropfen und kurz nach der Operation 3mal 1 Tropfen, anschliessend noch 3- bis 5mal täglich 1 Tropfen verabreicht. Bei anderen Entzündungen wird empfohlen, 4- bis 5mal täglich 1 Tropfen zu geben. Eine 5-ml-Packung kostet Fr. 25.05; andere nicht-steroidale Entzündungshemmer sind ungefähr gleich teuer, Kortikosteroid-Augentropfen sind dagegen viel billiger (5 ml Dexamethason-Augentropfen kosten z.B. Fr. 9.40).

Kommentar

Diclofenac-Augentropfen dürften bei Kataraktoperationenähnlich nützlich sein wie andere nicht-steroidale Entzündungshemmer(Flurbiprofen, Indometacin): diese hemmendie Miose während der Operation und reduzieren entzündlicheKomplikationen. Andere Indikationen sind dürftig odergar nicht dokumentiert. Nicht vergebens sind die bei derEinführung des Präparates propagierten Indikationen Keratitis,Episkleritis und Hornhautulzera heute nicht mehr in deroffiziellen Indikationsliste zu finden. Wenn dieses Präparatim Praxisalltag Verwendung finden soll, müssen die entsprechendenIndikationen zuerst adäquat dokumentiert werden.

Literatur

  1. 1) Kraff MC et al. Arch Ophthalm 1990; 108: 380-3
  2. 2) Goa KL, Chrisp P. Drugs Aging 1992; 2: 473-86
  3. 3) Quentin CD et al. Fortschr Ophthalm 1989; 86: 546-9
  4. 4) Stodtmeister R, Marquardt R. Fortschr Ophthalm 1986; 83: 199-202

Standpunkte und Meinungen

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Diclofenac-Augentropfen (14. Mai 1993)
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